G. Romano.
Palazzo del Te.
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In dem folgenden Zimmer, der Camera delle Medaglie, ist die
Decke mit Reliefdarstellungen des Thierkreises geschmückt; dazu sind
in sechzehn Medaillons Scenen aus den mannichfaltigen Beschäftigungen
der Menschen gefügt, Jagd, Fischfang, Schwimmen, gymnastische Spiele,
Opfer, Gericht, Markt u. dgl., reich an liebenswürdigen genrehaften
Zügen, bei ziemlich flüchtiger dekorativer Ausführung. In dem folgen-
den Zimmer enthält die Decke ein grosses Oelbild mit dem Sturze
Phai-Jtons, nach einem Entwurfe Giulio's später ausgeführt. Am Friese
sieht man geistreich erfundene und zierlich in kleinen Figuren aus-
geführte Kampfscenen von Centauren und Amazonen, Tritonen und
mancherlei Thieren. In der darauf folgenden offenen Halle ist die
Geschichte Davids dargestellt, theils in den Medaillons der Decke, theils
in den vier Lünetten, wo man seine Siege, namentlich den über Goliath
und sein Spiel vor Saul sieht. In der folgenden Camera degli stucchi
ist nach Giuliois Entwürfen in den Stuckreliefs der Friese in, völlig
klassischem, von der Trajanssäule entlehnten Stil der Triumphzug
Kaiser Sigismunds dargestellt, welcher ein Jahrhundert früher das
Geschlecht der Gonzaga im Besitz Mantuas bestätigt hatte. Dieser
Gegenstand wurde als Kompliment für Karl V. gewählt, um von ihm
bei seinem Aufenthalt in Mantua die Herzogswürde zu erlangen. In
den Lünetten stellten Primaticcio und ein anderer Gehülfe Mars und
Herkules dar. In dem folgenden Zimmer, der Camera de' Cesari,
malte Primaticcio nach Giulio's Entwürfen sechs Kaiserbildnisse und
drei historische Scenen: wie Cäsar den Befehl giebt, die bei Pompejus
gefundenen Papiere der Feinde zu verbrennen; wie Alexander der Grosse
die Schriften Homefs entdeckt, und wie Scipio dem Mardonius seine
Gemahlin zurückgiebt.
Den Abschluss dieses prachtvollen Cyklus bildet der Giganten-
saal, in welchem Giulio's Talent in höchster Kühnheit gipfelt, aber
zugleich durch Maasslosigkeit in wilde Entartung verfällt. Am Gewölbe
blickt man in die mit meisterhafter perspektivischer Kunst gemalte
ionische Saulenhalle eines grossartigen Kuppelbaues hinauf, welcher den
Thron Jupiter's umschliesst. Man sieht den ganzen Olymp in Wildßßter
Aufregung, Götter und Göttinnen in leidenschaftlichem Durcheinander
vor dem Angriff der himmelstürmenden Giganten fliehen, oder sich zur
Abwehr rüsten. Dieser Theil der Darstellung ist von erstaunlicher
Kühnheit und dramatischer Gewalt. Rings an den Wänden aber ist
Alles von leidenschaftlichen Kampfscenen überfluthet. Von der Höhe
herab schleudert Jupiter seine Blitze unter die Riesen, die in wilder
Lübke, Italien. Malerei. II. 24