Perino
Vaga.
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lage gewann, die er dann als Gehülfe eines wenig bekannten floren-
tinisohen Künstlers Vaga verwerthete. Bei Rafael gehörte er durch
seine grosse Gewandtheit bald zu den geschätztesten Gehülfen der
Werkstatt. Mit Francesco Penni trat er in ein näheres Verhältniss,
da er sich mit ihm verschwägerte. Bedeutenden Antheil hatte er bei
der Ausführung der rafaelischen Loggien, wo er namentlich die grau
in grau gemalten Sockelbilder ausführte. Er gehörte überhaupt zu den
grossen dekorativen Talenten der Schule und war ebenso gewandt in
der Stuckatur wie in der Freskomalerei, wie die prächtige Wölbung der
Sala regia im Vatikan beweist.
Bei der Plünderung Roms 1527 gerieth Perino in Gefangenschaft
und vermochte sich nur durch ein bedeutendes Lösegeld zu befreien.
Er wandte sich aus der verwüsteten und verödeten Stadt nach Pisa,
wo man im rechten Querschiif des Domes Reste tretflicher Freske-
malereien, schwebende Putten u. dgl. von ihm sieht, Nachdem er dann
wieder eine Zeitlang in Rom gearbeitet hatte, wurde er nach Genua
berufen, um den Palast des Andrea Doria mit Fresken zu schmücken.
Hier waltet in den Dekorationen noch der Geist RafaePs, die Tradition
der Farnesina und der Loggien, wenngleich nicht mit dem vollen Adel
RafaePs, aber doch noch von köstlicher Gesammtwirkung. Besonders
schön sind in der Galeria die glücklich eingetheilten und glänzend
dekorirten Gewölbe, bei welchen die gemalten Mittelbilder mit den
abwechselnd auf blauem und goldenem Grunde relieürten Eckfeldern
eine ebenso glänzende als harmonische Wirkung hervorbringen, während
an den Wänden die kolossalen Heldenfiguren des Hauses Doria etwas
aus dem Maassstabe fallen. In der unteren Halle wirkt die Flachdecke
durch die grossen Darstellungen von Scipio's Triumph etwas schwer
und überladen; dagegen sind die Figuren in den Zwickeln im Ganzen
noch recht anmuthig und die römischen Geschichten in den Lünetten
namentlich durch die landschaftlichen Gründe anziehend. Im Saale
der Giganten wirkt die Darstellung der Gigantenschlacht durch die
äusserliche Bravour, in welche alle derartige Schilderungen vermöge
einer unverstandigen Nachahmung Michelangelds verfielen, abstossend,
und nur die glückliche dekorative Gliederung und Umrahmung verräth
den in RafaePs Schule gebildeten Künstler. In den übrigen Gemächern
sind die Zwickel und Kappen der Spiegelgewölbe theils mit eleganten
Stuckaturen, theils mit Bildern mythologischen und allegorischen Inhalts
geschmückt, unter denen die Geschichte der Psyche und die Lieb-
schaften des Zeus am lebensvollsten sind. Doch ist nicht zu verkennen,