zur Transfiguration.
Studien
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zu Lille, der untere zu Oxford erhalten. In dem letzteren Sieht man
einen Engel auf dem Rande des offenen Grabes sitzen, während die
Gruppe der aufgeschreckten Wächter, vom himmlischen Schein geblen-
det, auftaumelt, zu fliehen und sich vor dem Glanze zu schützen sucht.
Mehrere Studien zu diesen besitzt die Sammlung zu Oxford (Br. 56, 58).
Hier ist der höchste Grad leidenschaftlicher Aifekte, kühner Bewegungen
und Verkürzungen erreicht. Diese Vorliebe für das Dramatische, die
auch in der Transtiguration sich geltend macht, ist das Ergebniss eines
natürlichen Wettkampfs mit den durch Michelangelo zur Herrschaft
gekommenen Tendenzen. In der oberen Hälfte des Bildes erscheint die
Gestalt des emporschwebenden Christus identisch mit der in der Trans-
figuration. Rafael hat offenbar während der Vorstudien den ersten Plan
aufgegeben und statt der Auferstehung die Verklärung Christi gemalt.
Noch eine bedeutende Composition haben wir aus den letzten
Zeiten des Meisters zu verzeichnen: die Krönung der Madonna im
Vatikan. Schon in seiner frühesten Jugendzeit (1505) von den Nonnen
des Klosters Monteluce bei Perugia mit einem Draufgeld von 30 Dukaten
bestellt, war das Bild nicht zur Ausführung gekommen, bis ein neuer
Contrakt 1516 abgeschlossen wurde, in welchem Rafael das Bild binnen
Jahresfrist zu liefern versprach. Aber auch jetzt kam es nicht zur
Ausführung, sondern nur zu einem Entwurf, den nach seinem Tode
G. Romano und Francesco Penni ausführten, indem der erstere den
oberen, der zweite den unteren Theil malte. Das Bild kam dann end-
lieh 1525 in die Kirche von Monteluce, wurde in der französischen
Zeit nach Paris entführt, 1815 zurückgegeben und der Galerie des
Vatikan einverleibt. Die Anordnung ist die herkömmliche, nach welcher
Christus, auf Wolken thronend, die neben ihm sitzende Madonna krönt,
während unten die Apostel in lebhaften Bewegungen des Staunens das
offene Grab umgeben. In der Ausführung ist die obere von G. Romano
herrührende Partie der unteren von Francesco Penni behandelten über-
legen; in den Charakteren, dem Ausdruck der Köpfe und den Bewe-
gungen ist Rafaells Erfindung unverkennbar.
Zu den Werken, welche erst nach RafaeYs Tode durch seine
Schüler zur Ausführung kamen, gehört endlich auch der Constan-
tinssaal, welcher die Reihe der vatikanischen Stanzen abschliesst.
Rafael hatte für denselben den Entwurf zur Constantinsschlacht, sowie
zu einigen allegorischen Figuren gezeichnet und eine Skizze für das
Ganze entworfen. Da er, durch den Vorgang des Sebastian del Piombo
veranlasst, den Plan fasste, das Ganze in Oel auszuführen, so hatte
Lübke, Italien. Malerei. II. Q3