Einfluss der
antiken
Denkmale.
Architektur.
Begeisterung, betrachteten sie sich ja schon durch Geburt und Ab-
stammung als die Erben jener grossen Zeit. Und in den Italienern
des 16. Jahrhunderts trat das klassische Alterthurn nicht mehr mit
jener verworrenen, unklaren, aus wenigen Bruchstücken geschöpften
Gestalt auf, wie es den Vätern der Renaissance ein Jahrhundert vor-
her erschienen war. Der gemeinsame Eifer mehrerer Generationen
von Künstlern und Gelehrten hatte ein vollständigeres Bild der unter-
gegangenen Herrlichkeit aus den immer zahlreicher ans Licht geför-
derten Denkmälern zu Stande gebracht. Vergessen wir nicht, dass
damals die meisten von jenen berühmtesten Schöpfungen antiker Plastik
aus Schutt und Versunkenheit ihre Auferstehung feierten, welche bis
aufWinckelmann, Lessing, Goethe als die höchsten Offenbarungen der
antiken Bildnerei galten, bis die Entdeckung der Parthenonsculpturen
noch Höheres kennen lehrte. Damals wurden der Apoll vom Belvedere,
der Torso, der Laokoon, die Ariadne und so manche andre Meister-
werke dem Erdboden wieder enthoben. Kein Wunder, dass solche
Schöpfungen durchgreifenden Einfluss auf die Künstler und ihre neu-
entstandenen Werke gewannen. Nicht minder wurde durch regen
Verkehr mit Gelehrten und Alterthumskennern, mit denen Rom ange-
füllt war, den Künstlern ein neues Licht über das klassische Alterthum
entzündet. Selbst ein Rafael opferte einen Theil seiner kurzen Lebens-
jahre der Erforschung und Aufdeckung des antiken Rom!
Am unmittelbarsten zog die Architektur Gewinn aus diesem
neuen Verhältniss zur Antike. Man braucht nur die mächtigen, leider
nicht vollendeten Pfeilerhallen des grösseren Palazzo di Venezia zu
betrachten, um die direkte Einwirkung des Colosseums zu empfinden,
um zu erkennen wie die Architektur hier aus dem Engen der zier-
lichen florentinischen Saulenhöfe einen entschiedenen Schritt in die
freie Grossraumigkeit des römischen Stiles thut, Die ganze Grösse
dieser Bauweise, von den Grazien des edelsten Masses umspielt, finden
wir dann in den Palastfaeaden und Hofhallen Bramantds, in Cancelleria
und Palazzo Giraud, im köstlichen Hofe von Sta. Maria della Pace,
dann mit mächtig ausholendem Schwunge in dem leider naehmals
verbauten, gewaltigen inneren Hofe des Vatikans, SOWiG dem durch
Rafaels Loggien unsterblich gewordenen Cortile di S. Damast). Eine
Reihe grosser Meister, vom älteren G-iuliano da Gallo über Peruzzi,
Rafael und Giulio Romano bis zu Michelangelo hin entwickelt den
römischen Palasttypus in allen seinen Schattirungen und stellt zugleich
in den Villen Farnesina, Laute, Madama ideale fürstliche Landsitze