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Buch.
Kapitel.
Rafael
unter
Leo
in derselben Kapelle, welche durch den mit Rafael befreundeten Bild-
hauer Lorenzetto in Marmor ausgeführt wurde. Ein Gleiches muss von
einem kleinen Marmorwerk gelten, Welches, nach einer Erzählung des
Plinius, einen todten Knaben auf einem Delphin darstellt. Von den
vorhandenen Wiederholungen hat die in der Ermitage zu Petersburg
befindliche am meisten Anrecht darauf, für das nach RafaeYs Entwurf
von dem Bildhauer Pietro d'Ancona ausgeführte Werk zu gelten. Ein
drittes dem Rafael zugeschriebenes plastisches Werk ist die herrliche
in Wachs modellirte Büste eines jungen Mädchens im Museum zu Lille.
Es ist von wahrhaft rafaelischer Anmuth, dürfte aber eher auf einen
Meister wie Andrea della Robbia zurückzuführen sein.
In diese Zeit fallen auch RafaeYs Beziehungen zu Dürer. Vasari
berichtet, der Nürnberger Meister habe sein mit Wasserfarben auf ganz
feine Leinwand gemaltes Bildniss an Rafael zum Geschenk geschickt,
welches dieser höchlichst bewundert und durch eine Anzahl Zeichnungen
erwiedert habe. Auf dem oben (S. 395) erwähnten herrlichen Studien-
blatt in der Albertina lesen wir in der That von Dürer's Hand ge-
schrieben: „1515. Rafael di Ürbin, der bei dem Pobst so hoch geacht
ist, hat diese nackte Bild gemacht und hat sie dem Albrecht Dürer
gen Nürnberg geschickt, ihm seine Hand zu weisenff Schon früher
wie es scheint war Rafael mit den in Italien viel verbreiteten Kupfer-
stiehen Dürer's vertraut geworden. Eine Anzahl solcher Blätter, viel-
leicht ebenfalls Geschenke des deutschen Meisters, hatte er in seiner
Werkstatt immer um sich. Zugleich aber lernte er in Rom den be-
rühmten Kupferstecher lllarcantonio Raimondi kennen, der schon seit
1505 etwa sich an den Werken Dürer's gebildet hatte. Vasari er-
zählt nun, Rafael sei durch die Stiche Dürer's veranlasst worden eben-
falls zu zeigen, was er in dieser Kunst vermöge, und er setzt hinzu:
„Desshalb liess er den Marcantonio aus Bologna vielfache Uebungen
in dieser Kunst anstellen." Neuerdings entdeckte man in der Samm-
lung der Akademie zu Düsseldorf einen Stich der in Wolken thronenden
Madonna f), und später ein zweites Exemplar im Kupferstichkabinet zu
Madrid, "welches eine auch von Marcanton gestochene Composition
RafaePs (Bartsch 47) wiedergiebt und. wegen der unleugbar grösseren
Feinheit der Empfindung und Zartheit der Ausführung als eigenhändige
Arbeit RafaePs in Anspruch genommen wurde. Die Sache ist nicht
so undenkbar, wie man sie wohl dargestellt hat, denn da die Composition
Müller,
Kupferstich
RafaePs
Düsseldorf 1860.
Mit Facsimile.