Rom.
der
Umgestaltüng
Künste.
bildenden
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damalige Menschheit fähig war. Und der Vatikan selbst hatte sich
rückhaltlos dem Humanismus hingegeben, liess sich auf den Wogen
der grossen geistigen Strömung treiben, welche die Edelsten der Zeit
bewegte. Noch hielt man es bei der Curie nicht für nothwendig, sich
den fortschreitenden Ideen des Völkerlebens feindlich gegenüber zu
stellen. So war das Papstthum schon in Vertretern wie Martin V.
und Sixtus IV., mehr noch in Julius II. und Leo X. ein Mittelpunkt
für das wissenschaftliche, literarische und künstlerische Leben der Zeit
geworden. Es war damals das Vaterland aller Gelehrten, die Heimath
der Wissenschaften; Alterthumsforseher und Historiker standen an der
Spitze der Bewegung, die einem Antäus gleich aus dem antiken Boden
der ewigen Stadt stets neue "Kräfte in sich sog. Mit glühendem
Wetteifer grub man nach Alterthümern, sammelte antike Inschriften
und Kunstwerke, gründete und vermehrte Bibliotheken und Museen,
so dass die Summe des Wissens und der Gelehrsamkeit stets höher
stieg. Julius II. , trotz seines gewaltthätigen kriegerischen Lebens,
Leo X., trotz seines weichlichen Sybaritismus, stellten sich mit mäch-
tiger Förderung an die Spitze der Bewegung; die Kardinäle folgten,
und wenn einzelne dieser Kirchenfürsten über ein Jahreseinkommen
von dreissigtausend Dukaten verfügten, wovon Vieles freilich für fri-
volen Luxus verwendet wurde, so blieb doch genug auch für die
edelsten Güter der Wissenschaft und Kunst übrig. Die zahlreichen
prächtigen Stiftungen, Schöpfungen der ersten Meister und des höchsten
Ranges sind uns noch jetzt leuchtende Zeugnisse. Mit den hohen
geistlichen Würdenträgern wetteiferten dann selbst einzelne hervor-
ragende Mitnner aus bürgerlichen Kreisen; vor Allem der sienesische
Banquier Agostino Chigi, die ebenfalls aus Siena stammenden Span-
nocchi, ein Binde Altoviti, Namen, an welche sich zu unvergänglichem
Gedächtniss die Thatigkeit eines Rafael knüpft. Von dem üppigen
Glanz der lustigen Tage Leo's X. zeugt am besten jenes berühmte
Gastmahl, welches Chigi in seiner von Peruzzi erbauten und von Ra-
fael mit Fresken geschmückten Villa, der heutigen Farnesina, dem
Papst und seinem Hofe einstens gab. Von goldenen Geräthen und
Geschirren ass man, und nach jedem Gange liess der Hausherr vor
den Augen der staunenden Gäste das Goldgeschirr in den vorbeiflies-
Senden Tibet werfen. Nur Schade, dass heimlich ausgespannte Netze
dies Opfer sorglich auffingen und dem prahlenden Gastgeber zurück
lieferten! Damals ahnte man noch nichts von dem furchtbaren Gericht,
welches kurze Zeit darauf (1527), herbeibeschworen durch die Ver-