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Buch.
Kapitel.
VII.
Rafael
unter
Leo
nung im Louvre (Br. 271) wiederholt in einer Schulkopie den Entwurf
RafaeYs; alles Wesentliche ist hier schon festgestellt, nur einige Köpfe,
namentlich die hinter dem Apostel befindlichen haben noch nicht die
endgültige Form erhalten; auf der Balustrade des Tempietto dagegen
sieht man zwei Zuschauer skizzirt, welche bei der Ausführung fort-
gelassen wurden. Eine herrliche Röthelstudie RafaePs zum Apostel Paulus,
den beiden hinter ihm befindlichen und zwei vor ihm stehenden Zu-
hörern, sowie dem hier in ganzer Figur dargestellten, die Treppe herauf-
steigenden Areopagiten befindet sich in den Ufiizien (Br. 499). Man
erkennt auf derselben die Krystallisationspunkte, um welche sich dann
die weitern Elemente der Composition angesetzt haben.
Die zwölf ebenfalls im Vatikan aufbewahrten Teppiche, die soge-
nannten Arazzi della scuola nuova (zwölf Scenen aus dem Neuen Testa-
ment enthaltend) sind nach Entwürfen von Schülern RafaeYs ausgeführt.
Sie tragen das Gepräge seiner Schule, können aber nur mittelbar auf
ihn zurückgeführt werden, da vielleicht einzelne Skizzen des Meisters
dabei benützt worden sind. Ausserdem aber lassen sie flandrische
Einflüsse
erkennen.
Endlich werden dieser Zeit auch die Fresken angehören, mit
welchen Rafael durch Schülerhände die am Tiber auf der Strasse nach
Ostia gelegene päpstliche Villa Magliana schmücken liess. In der
Kapelle sah man die Halbtigur Gottvaters, von blumenstreuenden Engeln
umgeben: ein Motiv, das beim Göttermahl in der Farnesina und auf
der Madonna Franz I. wiederkehrt. Dies Fresko ist neuerdings für
das Louvre erworben worden. Das andere, grösstentheils zerstörte
Bild, welches in lebendiger Composition die Marter der h. Felicitas
schilderte, ist uns in dem bekannten Stich Marcant0n's erhalten.
Neben allen diesen grossen Arbeiten entstanden gleichzeitig manche
andere Schöpfungen, unter denen wir uns nunmehr denen zuwenden,
welche den Meister in der Behandlung von Stoffen der antiken Fabel-
welt zeigen. Hier tritt zunächst das grosse Fresko der Galatea her-
vor, welches Rafael im Auftrage des Agostino Chigi für die von Peruzzi
erbaute Villa Farne sina ausführte. Peruzzi und Sebastian del Piombo
hatten die Decke des zweiten Saales im Erdgeschoss mit mythologischen
Bildern geschmückt. Keinem Geringern als Rafael wurde nun die
Dekoration der Wände übertragen. Dass er im Herbst 1515 das Werk
bereits vollendet hatte, berichtet er selbst in einem Briefe an den Grafen
Castiglione. Seine Schöpfung beruht auf einem Gedichte Poliziands,
welcher den Triumph der Galatea unter den Reliefs im Palaste der