Die
und
Teppiche
derselben.
Kartons
die
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Stephanstage, den 30. Dezember 1519, schmückten sie bereits die
Sixtina zur höchsten Bewunderung der Zuschauer. Aber schon nach
zwei Jahren, nach dem Abscheiden Leo's X. wurden sieben von ihnen
durch die päpstliche Kurie gegen 5000 Dukaten bei einem Pfandleiher
versetzt, um die Kosten des Conclavds zu bestreiten. Bei der Er-
stürmung Roms 1527 fielen mehrere Teppiche in die Hände der Plün-
derer und wurden in alle Welt zerstreut, so dass später einzelne Stücke
sich in Lyon, ja sogar in Constantinopel wieder fanden und auf schicksals-
vollen Umwegen wieder in den Vatikan gelangten. Zur französischen
Revolutionszeit, nach der Flucht Pius VI., wurden sie öffentlich ver-
steigert und kamen erst 1808 nach vollen zehn Jahren durch Pariser
Kunsthändler wieder in päpstlichen Besitz. Fortan wurden sie, da
ihre Pracht durch die vielen Schicksale stark verblichen war, den
vatikanischen Kunstsammlungen einverleibt. Ein zweites Exemplar der
Teppiche, in derselben Werkstatt ausgeführt, neun an der Zahl, be-
fand sich ursprünglich im Besitz König Heinrichs VIII. von England,
schmückte bis zum Tode Karls I. den Palast von Whitehall und
gelangte nach manchen Wanderungen in das Berliner Museum. Ein
drittes befindet sich im königlichen Schlosse zu Madrid, ein viertes,
aus sechs Tapeten bestehend, kam angeblich als Geschenk Leo's X.
an Kllrfürst Friedrich den Weisen und befindet sich jetzt in der Galerie
zu Dresden. Diese letzteren sind ohne Anwendung von Gold gewirkt,
Während die andern Exemplare durch reichen Zusatz von Gold für die
Lichter sich auszeichnen.
Da alle diese Werke schon durch die mehr handwerklich tech-
nische Herstellung an Unmittelbarkeit erheblich verloren haben und
durch das Ausbleiben der Farben sowie durch die mannichfachen Schick-
sale noch mehr Einbusse erleiden mussten, so ist es vom höchsten Werthe,
dass sieben der von Rafael mit Unterstützung seiner tüchtigsten Schüler
ausgeführten Kartons, die als Vorlagen für die Weber dienten, auf
uns gekommen sind. Auch diese freilich haben mancherlei Schicksale
erlebt. In einzelne Theile zerschnitten, wie die Technik der Weber
es verlangte, blieben sie in der Fabrik zu Brüssel zurück, wo man
noch weitere Kopien danach ausführte. Erst Rubens soll sieben der-
selben aus ihrer Vergessenheit hervorgezogen und vom völligen Unter-
gang gerettet haben; durch ihn auf diese köstlichen Schätze aufmerk-
sam gemacht, verfügte Karl I. ihre Erwerbung für seine Sammlungen,
Nach seiner Hinrichtung, als alle übrigen Kunstschätze versteigert
wurden, erwarb Oliver Cromwell sie um 300 Pfund für den Staat. In