298
III.
Buch.
Kapitel.
unter
Rafael
Julius II.
jagung der Franzosen aus Italien, die Befreiung Petri endlich an die
Befreiung Leo's X. aus den Händen der Franzosen in Mailand, da er
noch Kardinal war, erinnern. Allein bei RafaePs Compositionen ist
dies das Grosse, dass sie durch solche Anspielungen weder gewinnen
noch verlieren können.
Für das Kreuzgewölbe dieses Zimmers ordnete Rafael vier Com-
positionen aus dem alten Testament an, welche das wunderbare Ein-
greifen Gottes vorbildlich veranschaulichen. Auf dem ersten Bilde er-
scheint Jehovah dem Noah, um ihm das bevorstehende Strafgericht
und zugleich seine Errettung aus demselben zu verkünden. Weiter
sieht man Abraham, im Begriff, seinen Sohn zu opfern, durch den
Engel Gottes zurückgehalten. Das dritte Bild schildert Jakobs Vision
der Himmelsleiter; das vierte, wie Jehovah im brennenden Dornbusch
dem Moses erscheint. Von diesen Bildern ist nur die Darstellung
Jeh0vah's im Dornbusch von höherer Bedeutung; im Uebrigen scheint
Rafael dieselben vielleicht sogar im Entwurf einem seiner Schüler,
vielleicht dem Giulio Romano überlassen zu haben. Bedeutsam sind
sie aber insofern, als sie in der Gestalt Gottvaters einen entschiedenen
Einfluss der sixtinischen Decke bezeugen. Bernerkenswerth ist ausser-
dem, gegenüber der goldglanzenden Decke der Stanza della Shegnatura,
die Vereinfachung des Stiles und der farbigen Wirkung, die dadurch
herbeigeführt wird, dass an Stelle der imitirten Mosaiken die Nach-
bildung eines ausgespannten Teppichs tritt. Die Sockelbilder endlich
enthalten grau in grau gemalte allegorische Figuren als Karyatiden
und dazwischen kleine Bilder als Bronzereliefs gemalt. Obwohl nach-
mals durch Carlo Maratti erneuert, enthalten sie immer noch unver-
kennbare Züge rafaelischer Anmuth.