Buch.
Kapitel.
Kultur
ital.
Hochrenaissance.
einem Brennpunkt sammeln, noch erhöht und geläutert durch den
Hauch acht weiblicher Anmuth. In Ferrara ist es Eleonora von Ara-
gonien, die Gemahlin des Herzogs Ercole, in Mantua Isabella d'Este,
die Gattin des Franeesco Gonzaga, in Urbino sind es die Herzogin
Lisbetta und Emilia Pia, zu denen man die als Dichterin gepriesene
"Gräfin Veronica Gambara aus Correggio, endlich in Venedig die be-
rühmte Caterina Cornaro, Königin von Cypern, fügen kann. Diese
edlen Frauengestalten bilden den Mittelpunkt höfischer Kreise, in
welchen der Glanz der Bildung sich oft mit seltner Gründlichkeit ver-
band, Gelehrte, Dichter und Künstler ihr Bestes beitrugen, dem Leben
nicht bloss flüchtigen Reiz, sondern tieferen Gehalt zu verleihen. Ein
bezauberndes Bild solcher Geselligkeit hat Cestiglione in seinem Corte-
giano als ein edles Denkmal jener Zeit und ihrer Kultur entrollt.
Die Damen selbst, früh schon in das Studium der klassischen Sprachen
und Literatur eingeweiht, nehmen lebendigen Antheil an allem geistigen
Streben. Ihnen gebührt ein hervorragendes Verdienst um die Ent-
wicklung von Literatur und Kunst, denn sie förderten nicht bloss durch
ihre Aufmunterung alles Edle, sondern wiesen auch in einer Zeit freiester
Entfesselung aller Kräfte durch ihr hohes Beispiel dem gewaltigsten
Drängen das schöne Maass. Lionardo hat in seiner Mona Lisa, Rafael
in seiner Johanna von Aragonien herrliche Abbilder jener im Sonnen-
glanze edelster menschlicher Bildung strahlenden Frauen hingestellt.
Vergessen wir nicht, dass neben den gleissenden, mindestens in zwei-
deutigem Licht schillernden Zügen einer Lucrezia Borgia dieselbe Zeit
doch auch solche Heckenlose Frauengestalten aufzuweisen hat.
Edle Geister waren es sodann, die sich in Gemeinschaften, wie
dem "Oratorium der göttlichen Liebe" verbanden, zu dem besonders der
Kardinal Caraifa und sein Freund Gaetano Tiene, namentlich auch der
edle Contarini, Sadolet und viele andere erlauehte Namen gehörten.
Von diesem Mittelpunkte aus sollten später dieBestrebungen zu einer
sittlichen und geistigen Wiedergeburt der Kirche ihren Ausgang nehmen.
Aber auch die Literatur zeigt genug Spuren eines höheren Sinnes
und ernsteren Strebens, am meisten da wo sie mit der gelehrten For-
schung sich verbündete und von dieser getragen wurde. Ihren Aus-
gangspunkt hatten diese Bestrebungen in den Studien des klassischen
Alterthums, die mehr als je nunmehr in Rom, unter der Anschauung
der von Tag zu Tag wieder ans Licht gezogenen antiken Kunstwerke,
Inschriften und anderen Antiquitäten, und unter der mächtigen Förde-
rung von Papsten wie Leo X. zu glänzender Blüthe gelangte. Antiquare