Cäcilia.
heilige
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Franzosen 1813 nach Paris entführt, wurde es dort gleich der Madonna
dirFuligno von Holz auf Leinwand übertragen, dann zurückgegeben
und dem Museum del Pardo einverleibt.
Im Ausgang dieser Epoche schuf Rafael noch eines seiner herr-
lichsten Altarbilder, die heilige Cäcilia. (Fig. 66.) Vom Kardinal di
Santi Quattro 1513 für die Kirche S. Giovanni in Monte bei Bologna
bestimmt, befindet es sich jetzt als der köstlichste Schatz in der Pinako-
thek daselbst. Die Patronin der kirchlichen Musik steht inmitten von
vier Heiligen und schaut mit verklärtem Blicke des herrlichen Antlitzes
empor, da eben in den Wolken ein Chor von Engeln seine Hymnen
erschallen lässt. Mechanisch lässt die Heilige die mit beiden Händen
gehaltene Orgel sinken, denn vor den himmlischen Klängen müssen
die irdischen Töne verstummen. Desshalb liegen auch verschiedene
Instrumente zerbrochen zu ihren Füssen. Ganz anders wirken auf den
h. Paulus, der den linken Flügel der Gruppe bildet, die himmlischen
Chöre. Tief in sich versunken, seinem Charakter entsprechend, stützt
er das Schwert in der Linken auf den Boden und vergräbt grübelnd
den energischen Kopf in die rechte Hand, indem er mit dem Elln-
bogen auf der Linken ruht. Man kann, im Gegensatz zu dem be-
geisterten Aufleuchten in dem schönen Kopfe der Cäcilie, das tiefste
Versunkensein nicht ergreifender ausdrücken. Wieder ein Contrast
bietet sich auf der rechten Seite in der h. Magdalena, deren lebens-
voller, an die Fornarina erinnernder Kopf mit dem Ausdruck seliger
Genussfreude sich gegen den Beschauer wendet. Untergeordnet sind
die Gestalten des h. Johannes und des Schutzpatrons Bolognafs, des
h. Petronius, welche zwischen jenen Dreien sich zeigen; doch bieten
sich auch in ihren Köpfen weitere Abstufungen der hier zum Ausdruck
kommenden Empfindungen. Man kann den mannichfachen Eindruck
der Musik auf die verschiedenen Gemüther nicht köstlicher zur Er-
scheinung bringen. Das Bild ist die schönste Huldigung, welche der
Genius der Malerei der in der Renaissancezeit hochverehrten Schwester-
kunst der Töne zu widmen vermochte. Nicht minder reich und stim-
mungsvoll als die Charakteristik ist die malerische Haltung des Bildes.
Der goldbrokatene Üeberwurf der h. Cäcilia giebt mit dem leuchtend
rothen durch das grüne Untergewand noch gehobenen Mantel des Paulus
und dem Blau und Violett der Kleider Magdalena's den Grundaccord,
zu welchem die übrigen Töne der Nebenfiguren verbindend und über-
leitend hinzutreten. Trotz mancher Verputzungen ist das herrliche
Werk immer noch von hinreissender Poesie der Wirkung.