Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

Schule 
Athen. 
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satz zu dieser Gruppe bilden die beiden königlichen Männer, die da- 
neben stehen: Ptolomäus mit der Krone auf dem Haupt, in prachtvollem 
Mantel, im Heranschreiten dem Beschauer den Rücken zuwendend, in 
der Hand die Himmelskugel. In den beiden Gestalten, denen er das 
Gesicht zuwendet, hat Rafael sich selbst und seinen Lehrer Perugino 
verewigt. Der würdige Greis, ebenfalls mit einem Globus in der 
Hand, wird dann Zoroaster sein. 
Nicht minder ausdrucksvoll und noch reicher ist die Gruppe der 
linken Seite. Hier sehen wir die wuchtige Gestalt des Pythagoras 
sitzen und seine Weisheit eifrig in ein Buch eintragen, während ein 
schöner Knabe ihm eine Tafel verhält, auf welcher die musikalischen 
Hauptintervalle in griechischen Bezeichnungen zu lesen sind. Ausser- 
dem liest man darauf die ersten vier Zahlzeichen und die durch Ad- 
dition derselben entstehende, nach der Lehre der Alten vollkommenste 
aller Zahlen X. Arithmetik und Musik ist also als der Gegenstand 
dieser Gruppe bezeichnet. Dem Schreibenden blickt ein am Boden 
knieender älterer Mann mit allem Eifer über die Schulter, der eben- 
falls sein Schreibmaterial bereit hält. Ein dritter, der von der andern 
Seite aufmerksam naht, wird durch den Turban wahrscheinlich als 
Averroes bezeichnet, um den Antheil der Araber an diesen Studien 
anzudeuten. Von dieser Gruppe löst sich, auf ein besonderes kleines 
Postament den Fuss setzend, eine der herrlichsten Mannesgestalten des 
ganzen Bildes, in welcher man wohl den Anaxagoras vermuthen darf. 
Ein mächtiges Buch mit der Linken auf den erhobenen Schenkel stützend, 
weist er mit der Rechten auf eine in demselben befindliche Stelle, in- 
dem er sich mit überlegener Hoheit gegen Pythagoras wendet. Die 
Lücke zwischen ihm und der vorderen Gruppe bildet ein Jüngling in 
weissem Mantel, das von milder Schönheit leuchtende Gesicht von 
langen Locken umwallt. Ohne sich seiner Umgebung bCWIISSt zu 
werden, schreitet er ruhig dahin, ein Bild vornehmer Anmllth- Nach 
Vasari hätte Rafael in ihm seinen Landesherrn, den jungen Herzog 
VOII UTbiIIO dargestellt. Endlich ist noch die in düsteres Brüten ver- 
sunkene, auf der untersten Stufe sitzende Gestalt eines Philosophen zu 
erwähnen; welche nach rechts hin den Abschluss dieser Gruppe bildet. 
Den linken Arm auf ein Postament und so den in Nachdenken verlorenen 
Kopf stützend, setzt er eben die Feder an, um die Ergebnisse seines 
Grübelns niederzuschreiben. Wir dürfen in dieser mächtigen Gestalt wohl 
Herakleitos von Ephesos, den die Alten schon den "Dunklen" genannt 
haben, erkennen. Noch bleibt in der vorderen Ecke links eine unter-
	        
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