Disputä.
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angefangenen Bauwerks, neben welchem sich die Landschaft fortsetzt,
die Composition abschliesst.
Bildet das Ganze dieser untern Theile eine sanft gegen die Mitte
aufwärts geschwungene Curve, deren Mittelpunkt der Altar mit der
Monstranz, so erhebt sich nun unser Auge zu den oberen Regionen,
wo im Gegensatz dazu in einem sanften, mit seinen Flügeln aufstei-
genden Bogen der feierliche Reigen der verklärten Gestalten erscheint,
welche die triumphirende Kirche repräsentiren. Hier empfindet das
Auge vor Allem, ehe es noch auf das Einzelne eingeht, das wohl-
thuende Walten der festen perspektivischen Gesetze, welche bei aller
Freiheit des Einzelnen dies unvergleichliche Werk so wunderbar be-
herrschen. Ueber dem Ganzen aber öffnet sich mit goldenen Strahlen
die Herrlichkeit des Himmels, von duftigen Engelchören erfüllt, als
deren Reigenführer jederseits drei herrliche schwebende Engel in köst-
lichen, weit flatternden Gewändern einen letzten und obersten Kreis
bezeichnen. Den Mittelpunkt der oberen Abtheilung bildet der auf
Wolken in einem kreisförmigen Nimbus thronende Christus, der in den
aufgehobenen Händen seine Wundmale zeigt. Das sanfte Antlitz strahlt
von himmlischer Schönheit, ein in grossen Massen herabliiessender
Mantel, der den Oberkörper frei lässt, verhüllt den linken Cberarm
und die unteren Theile des Körpers. Ueber ihm erscheint, die Welt-
kugel in der Linken haltend, das bärtige Haupt mit dem alterthüm-
liehen viereckigen Nimbus umrahmt, die Halbfigur Gottvaters; unter
Christus schwebt in einer Aureole die Taube des heiligen Geistes herab.
Vier köstliche Engelknaben mit den Büchern der Evangelien umgeben sie.
Zur Rechten Christi sitzt die Mutter des Herrn, mit der Geberde
inniger Anbetung die Arme über der Brust kreuzend, das schöne Antlitz
zu ihm erhebend, zur Linken Johannes der Täufer, in der einen Hand
das Kreuz, mit der andern auf den Erlöser hinweisend. Auf einer
etwas niedrigeren Wolkenschicht, die von einem Chor geflügelter Cherubim
getragen wird, thronen jederseits sechs Heilige, Patriarchen, Propheten
und Märtyrer, als Repräsentanten der Gemeinde der triumpbirenden
Kirche. In tiefsinniger Anordnung sind" diese Gestalten auf beiden
Seiten einander paarweise entsprechend. Auf dem linken Flügel be-
ginllt die Reihe mit dem Apostelfürsten Petrus, der die Schlüssel seines
Amtes in Händen hält; neben ihm sieht man die fast nackte Gestalt
Adams, der in köstlicher Leichtigkeit das übergescblagene rechte Knie
mit den Händen umspannt. Auf ihn folgt Johannes der Evangelist,
ganz vertieft in das Niederschreiben der göttlichen Offenbarungen;