Disputä.
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von dem Ausdruck gespannten Studiums. Zu seinen Füssen neben
dem Löwen liegen zwei Bücher, in denen man die Üebersetzung der
Bibel und seine Briefe zu erkennen hat. Eine ehrwürdige Priester-
gestalt, vielleicht der h. Bernhard, weist mit beiden ausgestreckten
Händen auf die Monstranz hin und wendet sich zu dem Brütenden,
als wolle er sagen: Lass das Grübeln und Forschen, hier ist das
wahre Heil.
Auf der andern Seite des Altars sieht man den h. Ambrosius im
bischöflichen Gewande, der mit dem Ausdruck entzückten Staunens
gen Himmel blickt, als 0b er, von den Chören der Seeligen ergriffen,
eben die Inspiration zu seinem berühmten Lobgesang empfinge. Neben
ihm sitzt die grossartige Gestalt des von ihm bekehrten h. Augustinus,
der sich mit lebhafter Geberde gegen einen zu seinen Füssen knieenden
Jüngling wendet, welcher eifrig die von dem Heiligen diktirten Worte
niederschreibt. Gegen den Altar hin wird diese Gruppe ebenfalls
durch eine imposante Priestergestalt abgeschlossen, die mit erhobener
Rechten nach oben deutet und einen prächtigen Gegensatz zu der
gegenüber befindlichen Figur bildet. Man glaubt in ihm Petrus Lom-
bardus, den Begründer der scholastischen Theologie, zu erkennen.
Schon in diesen Gruppen ist der Reichthum der Charakteristik und
die Fülle des Lebens, welche die Strenge des symmetrischen Aufbaues
in freie Schönheit auflöst, bewundernswerth. Hinter dem sitzenden
Schreiber sieht man den in einem Buche lesenden h. Bonaventura im
Kardinalkostüm und neben diesem den Papst Anaklet mit der Palme
des Martyrers, sodann neben diesem einen Möneh, der diese mittlere
Gruppe abschliesst.
Alle diese Figuren sitzen und stehen auf der obersten und mitt-
leren Altarstufe. Nun folgt eine weiter unten im Vordergrund ange-
brachte Gruppe, als deren Führer gleichsam die mächtige Gestalt
Innocenz des Dritten mit der päpstlichen Tiara und der prachtvollen
Dalmatica hervorragt. Im Profil dargestellt mit vortretendem linken
Fusse bildet er einen Hauptpfeiler der Composition und gliedert die-
selbe in nachdrücklicher Weise. Der energische Profilkopf blickt auf-
wärts nach der Monstranz, und die rechte Hand begleitet ausdrucks-
voll die Bewegung, während er mit der Linken ein Buch, in welchem
wir seine Schrift über die h. Messe erkennen, gegen den Schenkel
stemmt. Den Hintergrund füllt, eine Anzahl andächtiger Laien, unter
welchen man das lorbeergekrönte Haupt Dante's und weiter zurück
den energischen Kopf Savonarola's erkennt. Ganz im Vordergrunde