Bvladonna
Baldacchino.
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bilde sich erproben. Nichts giebt eine so lebendige Vorstellung von
seinem Verkehr mit Fra Bartolommeo als das grosse Altarbild der
Galerie Pitti, welches unter dem Namen der nMadonna del Bal-
dacchino" bekannt ist. Nachdem der Künstler so oft die Schilderung
einfachen Mutterglückes gegeben hatte, bot sich ihm hier ein Anlass
wieder die Himmelskönigin thronend unter einem Hofstaat von Heiligen
darzustellen. Er malte es im Auftrage der llorentiner Familie Dei,
liess es aber bei seiner Berufung nach Rom 1598 unfertig zurück, so
dass das Bild erst nachträglich durch eine andre Hand vollendet wurde.
Dazu kam in späterer Zeit noch eine Üeberarbeitung, Welche die
farbige Erscheinung geändert haben mag. Der erste Eindruck des
Werkes erinnert weit mehr an Fra Bartolommeo als an Rafael und
beweist, wie sehr der letztere damals sich gelegentlich der Kunstrich-
tung des Frate näherte. In dem grossartigen, feierlichen und doch
rhythmisch belebten Aufbau, in den Gesiehtstypen, den Geberden und
dem Gewandwurf der Hauptgestalten ist Fra Bartolommeds Einfluss
unverkennbar. Die Madonna sitzt auf einem Throne, von dessen
rundem Baldachin zwei schwebende Engel in schön geordneten Ge-
wändern die Vorhänge emporheben. Zu den Seiten des Thrones stehen
links Petrus und der h. Bernhard, rechts Augustinus und Jacobus.
Die Art, wie Petrus ein Buch in der rechten Hand gegen den Ober-
schenkel stemmt und wie Augustinus mit der Hand nach der Madonna
weist und dabei sich zum Beschauer wendet, erinnert durchaus an
den Frate. Die Hand des Petrus mit dem Buche ist in umgekehrter
Stellung in einer herrlichen Naturstudie von Andrea del Sarto in den
Üfiizien (Br. 386) genau wiederholt. Ganz köstlich und ächt rafaelisch
sind die beiden nackten Engelknaben am Fusse des Thrones, welche
in kindlichem Eifer, indem der jüngere den älteren umarmt und sich
an seine Schulter lehnt, die Noten auf einem Spruchbande studiren.
Die Madonna mit dem Kinde stehtiFra Bartolommeo ebenso nahe wie
Rafael, und sowohl sie wie der h. Augustinus erinnern im Gesichts-
typus und dem süssen Ausdruck an Inspirationen Lionardds, letztere
sogar schon stark an die fast koketten Attitüden bei Correggio. So
ist das Werk recht eigentlich der künstlerische Niederschlag der da-
maligen florentiner Eindrücke. Wie das Christuskind mit der einen
Hand instinktiv die Brust der Mutter sucht, während die andere mit
den Zehen des Füsschens spielt, das gehört zu den anmuthigsten, ächt
rafaelischen Motiven. Das Kolorit des Bildes hat trotz der verschiedenen
Hände, die man daran bemerkt, den durchsichtig klaren Goldton seiner