Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

Pontormo. 
Spätere 
Arbeiten. 
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jetzt in der Galerie der Uffizien; zwei andere scheinen sich in der 
Sammlung des Lord Cowper zu Panshanger zu befinden. Sie leiden 
sämmtlich an manieristischer Uebertreibung und flüchtiger Zeichnung, 
die durch den stumpfröthlichen Ton des Kolorits noch unangenehmer 
auffällt. Am empündlichsten wirken die geistige Leere und der hohle 
Manierismus bei den Andachtsbildern; so sieht man im Louvre eine 
h. Familie, und zwar Maria auf dem Schooss der h. Anna sitzend und 
das Christuskind haltend, zu den Seiten mehrere Heilige, ein Werk 
ohne Empfindung, übertrieben in den Formen und in einem unharmo- 
nischen Kolorit mit gebrochenen Tönen durchgeführt. Dagegen lässt 
sich wenigstens eine gewisse zierliche Sorgfalt der Behandlung seinen in 
kleineren Figuren entworfenen Bildern nachrühmen; so in den Uffizien 
das Marterthum der thebaischen Legion, die Geburt Johannis des 
Täufers und die Vertreibung aus dem Paradiese. Dass Pontormo, wie 
die meisten gleichzeitigen Künstler, vielfach dem Einfluss Michelangelds 
erlag, ist bei einer schwankenden Natur wie die seinige begreiflich. 
Gelegentlich führte er wohl Compositionen des grossen Meisters aus; 
so das in den Uffizien befindliche Bild einer Venus, welche von Amor 
geliebkost wird, in der Grösse der Formen und dem originellen, aber 
gewaltsamen Motiv der Bewegung unverkennbar eine Schöpfung Buo- 
narroti's. Eine Wiederholung im Museum zu Berlin scheint von ge- 
ringerer Hand. Noch bezeichnender für das schwankende Naturell 
Pontormds ist, dass er, als ihm der Auftrag wurde, für die Certosa 
bei Florenz das Leiden Christi in einem Freskencyklus darzustellen, 
sich der Dürefschen Kupferstich-Passion als Vorlage bediente und 
nicht bloss den Compositionen, sondern, wie Vasari tadelnd hervorhebt, 
sogar der Formgebung des deutschen Meisters im Charakter der Köpfe 
und dem Stil der Gewänder sich anschloss. 'Die Fresken selbst sind 
längst imtergegangen.  
Während so bei idealen Aufgaben die llorentinische Kunst rasch 
dem Verfalle zueilte, ist es bezeichnend, dass sie im Bildnissfach, wo 
die einfache Hingabe an die Natur und die treue Abspiegelung der- 
selben den Künstler länger vor Verirrungen schützt, immer noch Aus- 
gezeichnetes leistete. In der That gehören Pontormds Porträts zu den 
besten Arbeiten dieser Zeit und machen sich durch schlichte Auffassung, 
correkte Zeichnung und ein tiefes, Warmes, harmonisches Kolorit bemerk- 
lich, Das Museum zu Berlin besitzt von seiner Hand ein tüchtig gemaltes 
Brustbild seines Lehrers Andrea del Sarto; in der Galerie Pitti sieht 
man das Bildniss Ippolitds de' Medici, ausserdem ein anderes männ- 
Lübke, Itzllißn. Malerei. II. 
	        
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