Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

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Buch. 
Kapitel. 
Die 
Florentiner. 
übrigen 
lerischen Kreise der Arnostadt in solchem Grade, dass auch Pontormo, 
so jung er immer war, davon Einilüsse empfangen konnte. Entschei- 
dender war für ihn jedenfalls, dass er 1512 in die Werkstatt Andrea's 
del Sarto eintreten durfte, denn kein Meister hat auf ihn durchgrei- 
fender gewirkt, als dieser. Die Entwicklung des jungen Künstlers 
nahm aber einen so raschen Fortschritt, dass er die Eifersucht seines 
Meisters erregte, der ihn deshalb nicht lange bei sich behielt. Damals 
entstanden grade jene Fresken aus dem Leben des Philippus Benizzi 
in der Annunziata und manche andere Werke, an deren Ausführung 
Andrea den jungen Pontormo Theil nehmen liess. Zu der Verkündi- 
gung, Welche der Meister damals für die Mönche von S. Gallo malte, 
liess er die Predella sogar von seinem Schüler selbständig ausführen. 
Damals war es auch, wo bei den wegen der Erhebung Leo's X. her- 
gerichteten Schaug-eprängen Pontormo's Geschicklichkeit in der Aus- 
Inalung der Triumphwagen mit ihrem reichen, allegorischen Apparat 
verwendet wurde. Auch bei dem nachmaligen Einzug Leo's X. wurde 
seine Kunst in Anspruch genommen. Wie hoch die Renaissancezeit 
solche Dekorationen schätzte, geht aus der wortreichen Schilderung 
Vasarfs, die er all' diesen Dingen widmet, zur Genüge hervor. Bald 
sollte auch ein bedeutender Auftrag zu einem monumentalen Werke 
dem jungen Künstler zu Theil werden, als er im Wetteifer mit Francia 
Bigio und Andrea del Sarto mit einer Arbeit! für die Vorhalle der 
Annunziata betraut wurde. Er malte hier die Heimsuchung (Fig. 43) 
und kam in diesem Werke durch freie Lebendigkeit der Anordnung, 
Kraft und Schmelz des Kolorits, Mannigfaltigkeit und Schönheit der 
Gestalten den Meisterwerken Andrea's so _nal1e wie keiner der Zeit- 
genossen. Das Werk wurde nach Vasari im Jahr 1516, nach der 
Chronik des Klosters ein Jahr früher gearbeitet und dem jungen 
Künstler, der damals im dreiundzwanzigsten Jahre stand, mit elf Scudi 
bezahlt. 
Fortan gehörte Pontormo zu den angesehensten Meistern von 
Florenz, und wie hoch er geschätzt wurde, beweisen nicht bloss Vasarfs 
Lobsprüche, sondern mehr noch die zahlreichen Aufträge für kirchliche 
WVerke und Bildnisse, sodann die Betheiligung an den meisten monu- 
mentalen Schöpfungen der damaligen Zeit, besonders an den Fresken 
in Poggio a Cajano. Aber schon hier tritt ein rascher Verfall seines 
Stiles empündlich zu Tage. Auch an der künstlerischen Ausstattung 
des Hauses Borgherini war er neben Andrea bctheiligt. Zwei dieser 
kleinen, tigurenreichen Bilder aus dem Leben Joseph's befinden sich
	        
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