Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

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Buch. 
Kapitel. 
Die 
Florentin er. 
übrigen 
Nr. 307 ein um 1524 für Boccaccio Biochierajo ausgeführtes Bild 
desselben Gegenstandes, wo die in Wolken schwebende Madonna sechs 
Heiligen erscheint, unter welchen die beiden vorderen Figuren, Katha- 
rina und der h. Fidelis, wieder knieend dargestellt sind, letzterer nach 
einem bei Andrea öfter vorkommenden Motive, sich gegen die Be- 
schauer wendend, erstere die genaue Wiederholung der entsprechenden 
Figur auf der Disputä. in derselben Sammlung. Links steht der nackte, 
nur mit einer Ephetiranke um die Hüfte bekleidete Onofrius, genau 
dieselbe Figur wie auf dem Berliner Bilde, nur in mehraufrechtei- 
Stellung. Das Werk ist trefflich ausgeführt. 
Auch als Bildnissmaler hat Andrea Vorzügliches geleistet, wie 
man schon an den in seinen Fresken der Annunziata vorkommenden 
Porträts von Zeitgenossen erkennen kann. In den Oelbildern kommt 
zu der gediegenen Auffassung und der bestimmten Zeichnung das 
kraftvolle und doch weiche Kolorit, welches namentlich in der ersten 
Zeit den Einfluss der Porträts Lionardo's erkennen lässt. Ein Selbst- 
porträt des Künstlers ist das in den Üffizien unter Nr. 1176 auf- 
gestellte, aus seiner Jugendzeit, von grosser Lebendigkeit und Freiheit 
der Ausführung. Ebendort ein Fresko, das er in seiner späteren Zeit 
auf einen Ziegelstein gemalt hat, und von welchem schon Vasari be- 
richtet, eine geistreich und flott hingeworfene Skizze. Aus seiner 
früheren Zeit scheint das Porträt der Lucrezia, in der Galerie zu 
Madrid; voller entwickelt in reiferen Formen ist das Bildniss Nr. 240 
im Museum zu Berlin, ebenfalls sehr flott und zwar alla prima ge- 
malt. Ausserdem besitzt die Galerie Pitti unter Nr. 66 und Nr.184 
gediegene männliche Porträts, die man dort für Selbstbildnisse Andrea's 
hält, unter Nr. 118 das Doppelbild eines Ehepaares, in Welchem man 
wieder den Künstler und seine Frau zu erkennen meint. 
Eine meisterliche Kreidezeichnung der Albertina zu Wien (Br. 79), 
das Brustbild einer Frau darstellend, ist besonders merkwürdig wegen 
der bloss durch schräge Parallelstriche nach Art Lionardds mit grosser 
Feinheit durchgeführten Modellirung der Fleischpartieen. Von noch 
höherer Vollendung in duftig malerischer Behandlung ist das mit dem Roth- 
stift ausgeführte weibliche Brustbild im Brit. Museum (Br. 33), sowie 
der durch die erstaunliche Naivetät schlichter Naturauffassung fesselnde, 
mit Kreide gezeichnete Kopf eines jungen Mädchens in den Üffizien 
(Br. 404). Dagegen zeigt der geniale Röthelentwurf eines als Knie- 
stück aufgefassten Frauenporträts die ganze kühne Meisterschaft des 
Künstlers auf ihrer Höhe. Von der breiten Wucht und der markigen
	        
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