Andrea
Sarto.
Werke.
Spätere
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Üebermalung gelitten hat. Die trePfliche Oelstudie zum h. Joseph
dieses Bildes befindet sich in der Pinakothek zu München, geistreich
und breit auf Papier gemalt, im Charakter an Fra Bartolommeo er-
innernd. Wie lebensvoll der Meister auch in den letzten Jahren immer
noch zu componiren, und wie köstlich er zu malen verstand, bezeugte
ehemals die grossartige Tafel des Museums zu Berlin, welche die
thronende Gottesmutter in einer Nische auf Wolken schwebend und
von Engeln getragen, umgeben von den verehrenden Heiligen Petrus
und Benediktus, Markus und Antonius von Padua enthält. Die beiden
knieenden Gestalten des nackten, greisen Einsiedlers Onofrius und der
ganz in sich versunkenen Katharina von Alexandrien, diese wieder mit
den Zügen der Lucrezia del Fede, bilden den Abschluss der herrlich
bewegten Gruppen. Ganz im Vordergrund an den Stufen des Thrones
erblickt man die Halbiiguren des jugendlichen h. Celsus und der mit
dem strahlend schönen Antlitz sich gegen den Beschauer wendenden
Julia. Dies Meisterwerk, mit der Jahrzahl 1528 bezeichnet, ist vor
nicht langer Zeit durch Verputzen gänzlich ruinirt worden. Die dazu
gehörige Lünette mit einer Darstellung der Verkündigung, gleich dem
Hauptbilde im Auftrage Giuliands della Scala für die Kirche der
Annunziata gemalt, jetzt in der Galerie Pitti unter Nr. 163, ist durch
Uebermalung ihrer Harmonie beraubt worden. Aus demselben Jahre
1528 stammt das für das Kloster Vallombrosa gemalte Bild, welches
man in der Sammlung der Akademie (Saal d. gr. Gemälde Nr. 59)
sieht. Es stellt vier Heilige dar, mächtige Typen von grossartiger
Lebensfülle, das Kolorit von wunderbarer Pracht bei klarem Helldunkel
und weichem Schmelz der Töne. Eine andre nicht minder grossartige
Gruppe von vier Heiligen, über welchen ein köstlicher Chor jubilirender
Engelknaben schwebt, sieht man in einem Blatte des Brit. Museum
(Br. 34), in höchst energischer Plastik mit dem Pinsel in Bister aus-
geführt. Noch einmal malte Andrea 1529 eine Verklärung der Ma-
donna mit vier Heiligen, jetzt in der Galerie Pitti unter Nr. 123.
Die beiden mittleren Figuren, S. Fidelis und Katharina, Sind knieend
dargestellt und blicken nach dem Beschauer. Dies hier doppelt auf-
tretende Motiv prägt der Composition einen gar zu äusserlichen Cha-
rakter auf. Das Bild War beim Tode des Meisters noch unvollendet
und wurde später dem Vincenzo Bonilli übergeben, dem die Ausführung
der unteren Partie angehört. Die von Andrea selbst gemalte Madonna
ist von innigem Ausdruck und verleugnet nicht die Feinheit seines
klaren, duftigen Kolorits. Weit schöner ist indess in derselben Galerie