Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

Granacci. 
Francesco 
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Denselben Charakter tragen die Predellenbilder mit Scenen aus der 
Legende der h. Katharina von Alexandrien, der Apollonia und andrer 
h. Jungfrauen, welche aus dem Kloster St. Apollonia in die Ak ademie 
(Saal d. kl. Bilder Nr. 22 und 29) gelangt sind. Eins seiner besten 
Werke, in welchem ein nahe an Fra Bartolommeo heranreichender 
Adel der Anordnung sich mit frei entfalteter Schönheit der Gestalten 
verbindet, und nur die Köpfe einer tieferen Empfindung ermangeln, 
besitzt die Pfarrkirche zu Montemurlo bei Pistoja. Es ist eine an- 
muthige thronende Madonna, die das reizend bewegte Christuskind auf 
dem Schoosse hält, das sich zu einem der vier den Thron umstehenden 
Heiligen wendet. Endlich gehören in diese Reihe vier Heiligengestalten 
der Pinakothek zu München, die indess in der koloristischen Behand- 
lung bereits Einfiüsse des Andrea del Sarto verrathen und daher 
einer vorgerückten Lebensepoche des Künstlers entstammen. 
Als Michelangelo 1508 an die Ausführung seiner Deckengemälde 
in der Sixtina ging, gehörte sein Freund Granacci zu den Künstlern, 
die er zur Mitwirkung berief, aber sehr bald in brüsker Weise ent- 
liess. Dies hat jedenfalls nicht bloss das freundschaftliche Verhaltniss 
gestört, sondern auch den künstlerischen Einfluss Michelangelois zu 
Gunsten der weiteren Entwicklung Granaccfs abgeschwächt. Man 
kann fortan ein Ueberwiegen der Einwirkungen F ra Bartolommeo's 
und bald auch Andrea's del Sartobemerken. So in dem Bilde der 
Üffizien Nr. 1280, Welches die Gürtelverleihung an den h. Thomas 
darstellt, und im Charakter der Composition und der Figuren" an Fra 
Bartolommeo, in der Farbenbehandlung an frühe Bilder Andreafs erinnert. 
An letzteren gemahnt auch eine" Verklärung der Madonna mit vier 
Heiligen in der Akademie (Saal d. gr. Gemälde Nr.  nicht eben 
tief im Ausdruck, aber fein in der Farbe, obwohl die ursprüngliche 
Harmonie durch Verputzen etwas gelitten hat. Eine einfache h. Fa- 
milie in der Galerie Pitti zeigt diesen duftigen Farbenauftrag mit 
feinen Lasuren fast bis zur Verschwommenheit gesteigert.  
Weit über alle diese Genossen erhebt sich ein Künstler, der durch 
reiche Begabung und unablässiges Streben neben Fra Bartolommeo 
einen selbständigen Ehrenplatz in der liorentiner Malerei einnimmt, ja 
in seinen besten Werken, nicht bloss im Tafelbilde, sondern fast mehr 
noch im Fresko, den grössten Meistern ebenbürtig dasteht. Andrea 
(lel Sartoß) Wie der Name sagt, der Sohn eines Schneiders, wurde 
t) A. v. Reumont, A. del Sarto, Leipzig 1835.  Crowe und Crwalcaselle, Engl, 
Ausg. lll., 542 ff, Jordavfs Ausg. IV, 548 ff.
	        
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