182
III.
Buch.
Kapitel.
Die
übrigen
Florentiner.
in diesem langen Leben nicht viel Erwähnenswerthes schuf. Er lernte
bei Domenico Ghirlandajo zugleich mit dem etwas jüngeren Michel-
angelo und studirte mit diesem und der ganzen jüngeren Generation
Heissig in der Cappella Brancacci. Mit Michelangelo galt er in der
Werkstatt für einen der Begabtesten, und als solcher durfte er auch
im Garten der Medici seine Studien nach der Antike machen. Aber
der Erfolg scheint den Erwartungen nicht völlig entsprochen zu haben,
wie denn sein liebenswürdiges Naturell die Zeitgenossen über Tiefe
und Tragweite seiner Begabung getäuscht zu haben scheint. Er war
offenbar eine mehr anempündende als schöpferische Natur, und wir
sehen ihn in seinen Bildern zwischen den verschiedensten Einflüssen
schwanken, wobei die Einwirkung Michelangelds, wie bei den meisten
Künstlern der Zeit, sich am wenigsten erspriesslich erwies. Dagegen
mag er als treuer Genosse der Ghirlandajdschen Werkstatt an den
von Domenico ausgeführten Fresken einen chrenwerthen Antheil haben,
wie er auch nach dem Tode des Meisters den Brüdern desselben bei
Ausführung der unvollendet gebliebenen Altarbilder an die Hand ging.
Mehrere seiner selbständigen Arbeiten aus früherer Epoche be-
sitzt das Museum zu Berlin, darunter namentlich eine thronende
Madonna mit St. Michael und Johannes d. T., Nr. 97, ein anmuthiges
Werk, in welchem die Figur des Täufers auf umbrischen Einfluss
weist, während die etwas bunte Färbung, das helle Blau und leuch-
tende Roth, sowie die sorgfältige Ausführung in Tempera die Schule
der Ghirlandai deutlich verräth. Das grosse Altarbild der Verklärung
Mariä in derselben Sammlung Nr. 88 zeigt diese Abhängigkeit in noch
viel stärkerer Weise, wie denn die Composition und Ausführung grössten-
theils von Domenico Ghirlandajo selbst her-rührt, während die beiden
knieenden Gestalten des Franziskus und Hieronymus von Granacci in
Oel hinzugefügt sind. Tüehtige Arbeiten in ähnlicher Richtung, aber
von tieferem Farbenton sind die Einzelgestalten des h. Vincentius
Ferrerius und des h. Antonius, in derselben Sammlung, der erstere in
Tempera, der letztere in Oel ausgeführt, Flügelbilder zu dem ebendort
beßndlichen Altarwerkc von Ghirlandajo, welches für den Chor von
Sta. Maria novella ausgeführt ward. Endlich spricht das Brustbild.
eines jungen Mädchens in derselben Galerie Nr. 80 den Kunstcharakter
Granaccfs deutlich aus.
Eins seiner besten Werke aus dieser früheren Zeit ist die Himmel-
fahrt der Madonna und die Verleihung ihres Gürtels an den h. Thomas
im Palazzo Ruccellai zu Florenz, die aus S. Piero Maggiore stammt.