Ghirland aj o.
Ridolfo
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spriessen. Der poetische Reiz dieser Darstellung, die Anmuth der
Madonna und der Engel, die würdige Charakteristik der Apostel be-
wegt sich mit Glück zwischen Einilüssen Fra Bartolommeds und
Rafaels, und die glänzende Pracht und blühende Frische des Kolorits
zeugen von hoher technischer Meisterschaft. Doch sind auch hier
einzelne Spuren einer gewissen Theilnahmlosigkeit nicht zu verkennen.
Ünter den Aposteln blickt einer aus dem Bilde heraus, dem der Künstler
seine eignen Züge geliehen hat.
In seinen späteren Werken überlässt sich Ridolfo etwas zu sehr
einer gewissen Gleichgültigkeit und der Mitwirkung seines Gehülfen
Micchele di Ridolfo. Zu den besseren Werken zählt immer noch eine
h. Familie in der Galerie Pitti, ferner in der Sammlung der Aka-
demie die Verlobung der h. Katharina, Saal d. gr. Gemälde Nr. 76,
und eine Madonna mit vier Heiligen und einem Donator, ebenda Nr. 85.
Zu diesen späteren Werken gehört auch das Fresko des Abendmahls
vom Jahre 1543, im Refectorium des Klosters degli Angeli, bei
welchem Andrea del Sartds Abendmahl im Kloster der Salvi stark
eingewirkt hat.
Auch Ridolfo besass so wenig wie die meisten andern Zeit-
genossen, welche das in solchen Epochen zweifelhafte Glück" hatten,
zu hohen Jahren zu kommen, die Kraft, dem hereinbrechenden Ma-
nierismus zu widerstehen. Wir haben kein Interesse, seine späteren,
unertreulich schwachen Werke zu verzeichnen. Er war übrigens bei
den Medici hoch angesehen und gehörte zu den Künstlern, deren flotte
Darstellungsgabe bei den zahlreichen Festen und Aufzügen, welche man
mit Triumphpforten, Schaugeprangen und Prachtdekorationen aller Art
zu verherrlichen liebte, herbeigezogen wurden. Bei allen Freuden-
festen und Trauerfeierlichkeiten des mediceischen Hauses nahm man
ihn in erster Linie in Anspruch; so beim Hochzeitsfeste Giuliands,
beim Einzugs Leo's X., bei der Leiohenfeier für Giuliano, bei der
Hochzeit und der bald darauf folgenden Bestattung Lorenzds, endlich
noch beim Einzuge Karls V., bei der Hochzeit des Herzogs Cosimo
und der Taufe des Erbprinzen. Ridolfo lebte in guten bürgerlichen
Verhältnissen noch in alter Weise als wackerer Hausvater, der seine
fünfzehn Kinder sorgfältig erzog und dabei doch durch Fleiss und
Sparsamkeit sein Vermögen zu mehren wusste. Er starb, geehrt Von
seinen Mitbürgern, hochbetagt im Jahre 1561.
Endlich gehört noch zu diesen Künstlern von geringerer Selb-
ständigkeit Francesco Grcmacci, der, 1469 geboren, bis 1543 lebte, aber