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Buch.
Kapitel.
Florentiner.
übrigen
der Auffassung noch im Kolorit ansprechend ist. Nach einem Porträt
des Sebastian delPiomb0, welches er durch Vermittlung Miohelangelds
erhielt, fertigte er zwei Bildnisse Clemens VII.; ebenso kopirte er
Rafaels Porträt Leo's X. mit den beiden Kardinälen. Bugiardini starb
hoehbetagt im Jahre 1554.
In die Reihe dieser Künstler geringeren Ranges gehört ferner
Giovanm Antonio Sogliani (1492-1544), der aus der Schule des Lorenzo
di Credi hervorging, 1522 in die Zunft eintrat und sich ebenfalls
zwischen den Einflüssen des Mariotto, Andrea del Sarto und Francia
Bigio seinen Weg suchte. In der sorgfältig vertriebenen Farbentechnik
erkennt man die Erbschaft seines Lehrmeisters, dem er aber in der
stimmungsvollen Harmonie des Kolorits nicht gleich kommt. Den
Schulcharakter des Lorenzo di Credi mit Anlehnung an Mariotto ver-
räth das Madonnenbild der Uffizien Nr. 166; an Mariotto und Fra
Bartolommeo erinnert das grosse Fresko vom Jahr1536 im grösseren
Retectorium von S. Marco, ohne Frage das Hauptwerk des Künstlers.
Man sieht den h. Dominicus in der Mitte von zehn Ordensbrüdern
an einer hufeisenförmigen Tafel sitzen und in lebhafter Geberde des
Erstaunens die Hände erheben, da zwei Engel herbeieilen, den Brüdern
das fehlende Brod zu bringen. Es ist ein Bild voll einfacher Würde
und stiller Andacht, die Portratgestalten der Mönche, besonders auch
der beiden dienenden Brüder zu den Seiten der Tafel sind ausdrucks-
voll und schön empfunden. Noch bedeutsamer gestaltet sich das Ganze
aber durch die am obern Theil der Wand über einem Gesimse an-
gebrachte Darstellung des Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes,
die in lnnigkeit des Gefühls, feierlicher Anordnung, im Typus der
Köpfe und den Motiven der Gewandung dem Fra Bartolommeo so
nahe kommt, dass, wenn nicht ein Entwurf des Frate benützt wurde,
jedenfalls sein hohes Vorbild begeisternd auf den Maler eingewirkt
hat. Namentlich ist die edle Christusßgur in ihrer fein abgewogenen
Bewegung und dem milden Ausdruck des Antlitzes von grosser Schön-
heit. Zu beiden Seiten endlich knieen, die Darstellung würdig ab-
schliessend, der h. Antoninus, Bischof von Florenz und Ordensbruder,
und die h. Katharina VOI1 Siena, in deren innigen Geberden die Stim-
mung ergreifend ausklingt. Das Werk ist wiederum ein glänzender
Beweis, zu welcher Bedeutung in dieser grossen Zeit selbst geringere
Geister gelegentlich sich aufzuschwingen vermochten.
Aus beträchtlich früherer Zeit stammt das Altarbild in einer
Kapelle von S. Lorenzo zu Florenz, die Kreuzigung des Arkadius,