Bugiardini.
Giuliano
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Museum von Berlin (Nr. 283), welche mit seinem Namen bezeichnet
ist, gehört zu seinen tüchtigeren Arbeiten und erinnert namentlich
durch die Frische und die leuchtende Kraft der Farbe an Mariottof
aber" die Köpfe haben einen erzwungenen Ausdruck, und auch die
Üomposition, welche das besonders bei Lorenzo di Credi geläufige
Motiv des auf dem Boden liegenden und von der Mutter verehrten
Kindes wiederholt, zeugt nicht von Selbständigkeit. Ein Rundbild der
h. Familie in der Galerie zu Turin (Nr. 106) ist in verwandtem
Stilcharakter, aber mit glücklicherem Ausdruck durchgeführt. Ein
Madonnenbild in den Uffizien (Nr. 213) hat einige Verwandtschaft
mit demselben, erinnert aber zugleich in dem anmuthigen Motiv der
das Kind nährenden Mutter an Rafaelische Compositionen.
Verwandter Art ist eine Verlobung der Katharina in der Pina-
kothek zu Bologna, nur fällt der Künstler hier in unharmonisch
grelle Färbung: Auch eine Madonna im Museum zu Leipzig, die
freilich stark gelitten hat, trägt das Gepräge seiner Kunstweise und
gleich den Bildern in Bologna und Berlin die abgekürzte Namens-
bezeichnung Jul. Flo. (Julianus Florentinus). Eins seiner anziehend-
sten Bilder ist ein Johannes in Sta. Maria delle grazie zu Mailand,
in der ersten Seitenkapelle rechts, zugleich durch klare harmonische
Färbung ausgezeichnet. Man liest darauf den vollständigen Namen
des Künstlers: „Jul. Bugiar. F10." Vasari erzählt, dass Bugiardini
eine zeitlang in Bologna thätig gewesen sei, wohin er durch einige
Freunde berufen wurde. Man sieht noch jetzt dort ausser jenem
Bilde der Pinakothek mehrere Arbeiten von ihm. Eins seiner besten
Bilder ist das Martyriilm der h. Katharina in der Cappella Ruccellai
von Sta. Maria novella zu Florenz, dessen überaus bewegte Com-
position allerdings nach Vasarfs Bericht von Michelangelo stammt.
Dagegen benutzte er einen Entwurf Fra Bartolommeds zu einer Dar-
stellung des Raubes der Dina und der Rache der Söhne Jacob's wegen
der Entführung ihrer Schwester, welche man jetzt im Belvedere zu
Wien sieht (Erdgeschoss, zweites Zimmer Nr. 2) ein Werk, welches
freilich durch seine manieristische Entartung von einem raschen Ver-
fall des Künstlers zeugt.
Bugiardini scheint als Porträtmaler besonders geschätzt gewesen
zu sein. Wir wissen, dass nicht bloss der berühmte Geschichtschreiber
Guicciardini, sondern selbst Michelangelo sich von ihm malen liess,
Das Porträt des letztern glaubt man im Louvre in dem unter
N1; 526 aufgestellten Bildniss zu besitzen, welches freilich weder in
Lübke, Italien. Malerei. II. 12