Schüler Bartolonlmeds.
Mariotto.
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er an dem Nachlass seines Meisters, bis er im Jahre 1547 in Folge
eines Sonnenstichs starb.
Von ihm empfing aus zweiter Hand die Ordensschwester Plau-
tilla Nelli (1523-1587) die Kunstweise der Werkstatt von S. Marco,
die sie freilich nicht ohne Abschwächung und Verflachung fortführte.
So in einer Darstellung der Trauer um den Leichnam des Herrn,
welche aus dem Kloster Sta. Caterina in die Sammlung der Akademie
übergegangen ist.
Ungleich bedeutender ist der Freund und Genosse Fra Bartolom-
me0's, Mariotto Albertinelli, 1474 geboren und von seinem Vater für
das Goldschlägergewerbe bestimmtäi). Da ihn aber seine Neigung zur
Malerei trieb, so begab er sich zu Cosimo Rosselli in die Lehre, wo
er mit Fra Bartolommeo bald in ein nahes, freundschaftliches Ver-
hältniss trat, so dass Vasari ihn nfast einen zweiten Bartolommeo" nen-
nen konnte. Als dieser sich selbständig niederliess, gesellte sich
Mariotto zu ihm, und wir haben schon gesehen, dass diese Verbindung
auch dann noch fortbestand, als sein Freund in das Kloster S. Marco
eingetreten war. Er schloss sich der Kunstrichtung des Frate so nahe
an, dass seine Bilder in Aufbau, Zeichnung, Form und Ausdruck der
Köpfe, vor Allem in dem weichen Schmelz des Kolorits diesem sehr
nahe kommen. Zu seinen frühesten Werken gehört das Rundbild der
Galerie Pitti mit einer Darstellung der h. Familie. Die Madonna
betet das am Boden liegende, neugeborne Kind an, welches von einem
Engel ein Kreuz empfängt; im Hintergrunde sieht man den h. Joseph
und darüber schweben drei Engel, welche das Gloria in excelsis an-
stimmen. Die Composition erinnert an Lorenzo di Credi," dem auch
die derben Formen des Christuskindes entsprechen, Ausdruck und
Färbung stehen aber Fra Bartolommeo nahe. Eins seiner schönsten
Werke ist die Heimsuchung vom Jahr 1503 in den Uffizien. Man
sieht die beiden Frauen einander vor einer Bogenhalle begegnen, Welche
mit ihren eleganten Formen die Composition Wirkungsvoll abschliesst.
Der edle Ausdruck beider Gestalten, die zarte jungfräuliche Zurück-
haltung der Madonna, der freudige Eifer und die vertrauliche Innig--
keit der Elisabeth bilden einen herrlichen Zusammenklang. Vor Allem
aber ist der Farbenakkord in den leuchtenden, tief gesättigten Tönen,
dem tiefblauen Himmel und der dunklen Bogenhalle von köstlicher
Wirkung.
492
Crowe
und
Ccwalcczselle ,
Engl.
III ,
Außä
484 ff, ,
in
Jordazfs Ausg.