Fra
Bartolommeo.
Werke.
Späteste
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indess wohl durch Verputzen herbeigeführt worden ist. Aus demselben
Jahre endlich besitzt das Belvedere zu Wien (Fig. 33) eine durch
würdevolle Einfachheit hervorragende Darstellung im Tempel, voll
Innigkeit des Ausdrucks, besonders edel die Madonna, auffallend kurz
dagegen die übrigen Gestalten, das Kolorit wiederum, in Folge Ver-
putzens, ungewöhnlich unruhig. Eine Anzahl von Studien dazu in
Weimar. Zu den edelsten Werken des Meisters gehört endlich noch
die aus seiner besten Zeit herrührende Trauer um den todten Christus
in der Galerie Pitti (Fig. 34), wo dieedle Gestalt Christi, nach tiefen
Leiden endlich in der Ruhe des Todes ausgestreckt, zu den schönsten
Inspirationen der goldnen Zeit gehört, und die Trauer in der innig
über ihn gebeugten Mutter, der leidenschaftlich seine Füsse umklam-
mernden Magdalena und dem wehmüthig hinausblickenden Johannes
unvergleichlich edel abgestuft ist. Das einzige Mal, dass Fra Bai-to-
lommeo aus dem ruhigen Andachtsbild zu dramatisch bewegter Com-
position übergeht; aber auch hier schafft er ein Werk höchsten Ranges.
Nach Vasari hätte Bugiardini dies unfertig gebliebene Gemälde voll-
endet. Die Modellstudie zu dem todten Christus besitzt das Louvre
(Br. 33), die Studien zu Johannes und Magdalena die Sammlung zu
Weimar.
Einen köstlichen Schatz von Werken des Meisters bilden die
beiden Bände mit Handzeichnungen, Welche sich zu Weimar im Be-
sitz der Frau Grossherzogin zu Sachsen befinden. Sie stammen aus
dem Nonnenkloster der h. Katharina zu Florenz, und zwar aus dem
Nachlass der Nonne Plautilla Nelli, welcher dieselben durch Vermächt-
niss zugekommen waren. Da A. von Zahn über diese nicht weniger
als 497 Zeichnungen umfassende Sammlung eingehend berichtet hat,
genügt eine Einweisung auf seinen Aufsatz
Nach einem unablässig dem edelsten Kilnstschaffen geweihten
Leben wurde Fra Bartolommeo im Jahre 1517 von erneuten Krank-
heitsanfällen heimgesucht, von welchen er zuerst Heilung in den Bädern
von S. Filippo hoffte. Von dort nach Ferrara reisend malte er noch
für die Gemahlin des Herzogs Alfonso, Luerezia Borgia, einen Christus-
kopf. Dann suchte er noch einmal die vertraute Stille von Pian di
Mugnone auf, wo er nochmals in einem wohlerhaltenen Fresko Christus
als Gärtner der Magdalena erscheinend darstellte und Sich in un-
geschwächter, künstlerischer Kraft bewährte. Aber bald nach der Rück-
J ahrb.
Kunstwissenscluaft,