Fra
Bartolommeo.
Mittlere Zeit.
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1510, mit dem bekannten aus zwei Ringen und einem Kreuz gebildeten
Monogramm der Markuswerkstatt bezeichnet, welches man ihm zu-
schreibt. Im Aufbau und der Formgebung gehört es völlig Fra Bar-
tolommeo und zeichnet sich durch weichen, milden Ausdruck der Köpfe
und ein sanftes, harmonisches Kolorit aus. Die Empündungsweise
erinnert an die damals bei Fra Bartolommeo verwaltende, rafaelische
Auffassung. Dasselbe Zeichen und die Jahrzahl1511 trägt auch eine
Tafel in der Galerie Borghese zu Rom, auf welcher die Anbetung
des Christuskindes durch die Madonna dargestellt ist. Diese sowie
manche andere mit dem Werkstattzeichen von S. Marco versehenen
Werke, stammen im Entwurf vom Frate, wobei indess das Mass seiner
eigenen Betheiligung an der Ausführung sich als schwankend erweist.
Die Verlobung der h. Katharina mit dem Christuskinde wiederholte
der Frate sodann in einer noch freieren und reicheren Üomposition
vom Jahre 1512 in dem herrlichen, ursprünglich für die Kirche S. Marco
ausgeführten Bilde der Galerie Pitti, in welchem er sich wieder auf
der vollen Höhe seiner Kunst zeigt. Eine Anzahl von Studienblättern
dazu in Weimar. Zugleich erreicht darin die Verbindung mit Mariotto
das Gepräge der vollkommensten Harmonie. Die Madonna hält mit
einer huldvollen Geberde von rafaelischer Anmuth das zu ihren Füssen
stehende Kind sorglich am Arme und lasst es sich herzlich der h. Ka-
tharina entgegen neigen, die mit inniger Andacht den Ring empfängt.
Ihr gegenüber kniet die jungfräulich holde h. Katharina von Alexan-
drien. Ein dichtes Gedränge von sechs Heiligen jederseits wohnt auf-
merksam der Ceremonie bei; aus diesen Gruppen lösen sich, stattlich
vortretend, gleichsam als die beiden Pfeiler der Composition, die jugend-
herrliche Gestalt des h. Georg in blinkender Rüstung und der männ-
lich ernste Bartholomaus, der in der Rechten das Messer als Symbol
seines Martyriums, in der Linken ein grosses Buch hält, das er mit
einer öfter beim Frate vorkommenden effektvollen Attitüde gegen den
rechten Oberschenkel stemmt. (Ein Motiv, welches öftere WVieder-
holung bei Andrea del Sarto gefunden hat.) Zwei köstliche musizirende
Engel mit Laute und- Bratsche, die der Künstler seinem Entwurf zum
Stadthausbilde entlehnte (vgl. S. 164 u. sitzen an den Stufen des
Thrones. Vier nackte Engelknaben in köstlich leichtem Schweben
halten über der Madonna die Vorhänge eines runden Baldachins empor.
Hier haben wir eine der vollkommensten und grossartigsten Compo-
sitionen des Meisters, in der frei bewegten Symmetrie und der edlen
perspektivischen Anordnung, in der fein abgewogenen Linienführung,