Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

Fra. Bartolommeo. 
Frühe 
Zeichnungen. 
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gleichzeitigen Künstlern hat Baccio sich so entschieden angeschlossen 
wie Perugino. Dieser fast dreissig Jahre ältere Meister, der bis zum 
Ende der neunziger Jahre seinen Wohnsitz in Florenz hatte, gehörte 
damals zu den angesehensten Malern der Zeit und stand eben auf der 
Höhe seines Wirkens. Dass vorzugsweise er unter allen Florentinern 
durch die religiöse Grundstimmilng seiner Werke einem Naturell wie 
Baccio innerlich sympathisch war, ist leicht zu verstehen. Wir können 
diesen Anschluss an die Werke Peruginds allerdings wenigefdurch 
ausgeführte Gemälde, als durch zahlreiche Handzeichnungen aus der 
Jugendepoche Baccio's beweisen. In diesen aber tritt die Verwandt- 
schaft nicht bloss durch eine unverkennbare Aehnlichkeit religiösen 
Empfindens, sondern auch durch die Technik und die Formgebung 
hervor. Es sind Bisterzeichnungen, sorgfältig mit der Feder ausgeführt, 
und in jenem noch etwas kleinen, zierlichen Stil behandelt, der mit 
seinen zum Sentimentalen neigenden Köpfchen, dem weichen Schmiegen 
der Gestalten, besonders aber dem schön geschwungenen Gewandwuirt 
mit den häufig angewandten kleinen rundlich zulaufenden Falten auf 
Perugino hinweist. Solcher Art sind zwei Compositionen des am Cel- 
berg betenden Christus in den Uftizien (Br. 57 und 99), ebendort eine 
empfindungsvolle Prozession von Frauen, wobei einzelne Gestalten in 
dem machtigeren Wurf der Gewänder an Ghirlandajo erinnern, wie, 
denn überhaupt in diesen Blättern das Herauswachsen Baccio's aus 
der Horentinischen Kunst des '15. Jahrhunderts deutlich zu verfolgen 
ist (Br. 59). Ferner eine köstliche Anbetung der Könige in einer 
Landschaft umbrischen Charakters (Br. 61). Wie der Künstler das- 
selbe Thema in mehrfacher Umgestaltung der Composition zu va- 
riiren liebte, beweist ein Blatt derselben Sammlung (Br. 60), welches 
zweimal die Verkündigung mit acht peruginesker Innigkeit schildert. 
Vergleicht man diese Compositionen mit der etwas späteren Behand- 
lung desselben Themafs in der Albertina (Br. 16) und der noch ent- 
wickelteren in den Üffizien (Br. 109), die in lebensvoller Freiheit der 
Auffassung und der malerischen Behandlung nahe an Andrea del Sarto 
streift, so erhält man einen werthvollen Einblick in den Entwicklungs- 
gang des Meisters. Ebenso kommt dort auf einem andern Blatt Br. 62) 
Christus und die Samariterin am Brunnen zweimal vor; auch die 
Predigt des Johannes findet sich unter diesen frühen Zeichnungen 
zweimal und zwar im Britischen Museum (Br. 1 und 4). Sodann cr- 
schöpft Baccio in einer ganzen Reihe von Zeichnungen das Thema der 
Madonnen und heiligen Familie, z. B. in den Uffizien (Br. 58, 102,
	        
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