152
Buch.
Kapitel.
Buonarroti.
Michelangelo
Männer seiner Zeit. Mehrere Päpste liessen sich von ihm malen, so
zunächst Olemens VII., welchen er wiederholt auf Schiefer dargestellt
hat. Das beste dieser Bilder sieht man im Museum zu Neapel: ein
Profilkopf von überaus lebendiger Auffassung, fest und bestimmt ge-
zeichnet. Ein anderes Bild des segnenden Papstes im Museum zu
Parma. Auch den übrigens kunstfeindlichen I-Iadrian VI., der ver-
geblich während seines kurzen, nur einjährigen Pontifikats mit dem
sittlichen Ernst des Nordländers gegen die zügellose Ueppigkeit der
römischen Renaissancekultur anzukämpfen suchte, hat er mehrmals
gemalt; so in dem Bilde des Museums zu Neapel, welches dort in
einer seltsamen Ironie des Schicksals für Alexander VI. ausgegeben
wird. Üeberaus gediegen ist ein männliches Brustbild in der Galerie
Pitti, das die volle Kraft des Meisters verräth. Auch das Museum
zu Berlin besitzt ein ähnliches Werk, welches früher fälschlich für
das Bildniss des Pietro Aretino ausgegeben wurde, ebenfalls auf eine
Schiefertafel gemalt, und von grosser Kraft und vornehmer Auffas-
sung. Den wirklichen Aretino von der Hand des mit ihm befreun-
deten Sebastiano besitzt das Stadthaus zu Arezzo, leider in einem
traurigen Zustande von Zerstörung. Aus der späteren Zeit des Meisters
stammt das treffliche Bild des englischen Kardinals Pole in der Ermitage
zu Petersburg; das grösste Meisterwerk aber ist wohl das berühmte
Porträt des Andrea Doria, im Palazzo Doria zu Rom, das Bild eines
gewaltigen, in Kühnheit und Verschlagenheit gleich grossen Mannes von
gebieterischer Hoheit, unter dem grossen, schwarzen Barett unheimlich
hervorblitzend; von einer historischen Grösse der Auffassung und einer
ruhigen Macht des Kolorits, wie kaum ein zweites Werk des Meisters.
Die äusseren Lebensumstände Sebastiands wurden zunächst durch
sein nahes Verhältniss zu Michelangelo bestimmt, dem er sich nicht
bloss künstlerisch anschloss, sondern auch menschlich nahe trat, so
dass Michelangelo später den Sohn seines Freundes über die Taufe
hielt. Als Rafael 1520 gestorben war, suchte Sebastian sein Nachfolger
in der Ausmalung- der vatikanischen Gemächer zu werden, und Michel-
angelo verwandte sich für ihn auf's Wärmste in einem Briefe an den Kar-
dinal Bibbiena, in welchem er Sebastian einen "bedeutenden Menschenu
nennt. Er drang aber nicht damit durch, und selbst eine Audienz
des Künstlers beim Papste war vergeblich. Unter Hadrian VI. er-
hielt er zweimal den Auftrag, den Papst zu porträtiren, und auch
Clemens VII. liess sich mehrmals von ihm malen. Bei der Plünderung
Roms 1527 entwich Sebastian nach seiner Heimath, wo er ohneZwcifel