Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

Werk e. 
übrige 
Sebastiands 
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zwei Frauen begleitet, wird mit der Geberde zarter Verehrung von 
der älteren Frau empfangen. Im Hintergrunde sieht man, wie ein 
Diener den Besuch dem Zacharias meldet, Welcher von den Stufen 
einer Säulenhalle herabsteigt. In der tiefen Leuchtkraft des Kolorits 
mit den warm verschmolzenen Tönen erkennt man wieder den Vene- 
zianer, in den edlen, ausdrucksvollen Köpfen und der geschmackvollen 
Anordnung der Gewänder ist wiederum weit mehr der Einfluss Rafaefs 
als hllichelangelds zu spüren; besonders fein in Zeichnung und Be- 
wegung sind die Hände. Ein Jahr vorher (1520) entstand das Mar- 
tyrium der h. Agatha, welches man in' der Galerie Pitti sieht, 
ursprünglich für den Kardinal von Aragonien ausgeführt. Es ist eine 
dramatisch leidenschaftliche Composition, die wiederum der Weise 
Michelangelds näher steht, auch in der Farbenbehandlung sich von 
der venezianischen Tradition Viel weiter entfernt, als die früheren 
Arbeiten Sebastians Dagegen zeigt wieder die h. Familie im Museum 
zu Neapel gemischte Tendenzen, denn die Composition, namentlich 
das Motiv, wie die Madonna das eingeschlafene Kind mit einem Schleier 
bedeckt, weist direkt auf Rafael, während die Formgebung selbst und 
besonders die grünlichen Schatten im Fleisch an Michelangelo erinnern. 
Immerhin zeigt auch dieses Bild, das wahrscheinlich vor 1520 fällt, in 
seiner edlen wirkungsvollen Einfachheit, mit welchem Erfolge Sebastiano 
sich zwischen diesen schwankenden Einwirkungen bewegte. Von seinen 
monumentalen Arbeiten kommen hauptsächlich diejenigen in der ersten 
Kapelle rechts von S. Pietro in montorio zu Rom in Betracht, an 
welchen der gewissenhafte Künstler volle sechs Jahre arbeitete. Am 
Gewölbe malte er in Fresko die Verklärung Christi, in welcher er 
durch Grossartigkeit der Motive und feierlichen Aufbau wie durch den 
Adel der Gewandung sich Michelangelds würdig zeigt. Auch die 
Figuren eines Propheten und einer Sibylle in den Bogen und in den 
Gewölbzwickeln sind von feierlicher Würde. Dazu fügte er dann an 
der Nischenwand die Geisselung Christi, eine Composition voll kühnen, 
dramatischen Lebens, die er jedoch in Oel ausführte, weil ihm offenbar 
die Freskotechnik immer etwas Fremdes blieb. Die dabei angeordneten 
Gestalten des h. Petrus und Franziskus sind ebenfalls tüchtige Arbeiten. 
Es ist bezeichnend für den Umschwung der Zeitstimmung, dass 
seit (1811 Zwanziger-Jahren eine tiefere religiöse Regung wieder die 
Überhand erhielt, und sich in häufigeren Darstellungen aus der Leidens- 
geschichte Christi aussprach. Sebastiano hat eine Anzahl solcher 
Darstellungen geschaffen, von welchen das im Museum zu Madrid
	        
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