Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 2)

Blichelangelo 
Architekt. 
131" 
centralen Kuppelbatles, den er indess noch wesentlich vereinfachte, so 
dass erst durch Michelangelds Bemühungen dem Bau jene lichte, klare, 
durchsichtige Gestalt gewonnen wurde, die ihn zu einem der herrlich- 
sten Tempel der Welt macht. Unbeirrt von den Kabalen seiner 
Widersacher, die sogar einmal aussprengten, Michelangelo sei kindisch 
geworden, unbekümmert um all' die Mühsal, selbst unbewegt von den 
freundlichen, dringenden Einladungen Herzog Cosmds, blieb der Meister 
in Rom und trug in schwerer Arbeit alle Lasten des WVerkes, das er 
sich „nm Gotteswillen" aufgebürdet hatte. Das Jahr 1556 brachte für 
den Einundachtzigjahrigen noch die harte Prüfung, dass der Tod ihm 
seinen treuen Diener und Vertrauten Ürbino entriss, über den er in 
dem oben mitgetheilten Brief an Vasari in so rührende Klagen aus- 
brach. „Sechsundzwanzig Jahre," schreibt er, „habe ich ihn bei mir 
gehabt, und habe ihn herrlich und treuerfunden, und nun, da ich ihn 
reich gemacht hatte und hoffte, er solle Stab und Hüter meines Alters 
werden, ist er mir entrückt, und bleibt mir keine andere Hoffhung, 
als ihn im Paradiese wiederzusehen." Dieselbe Sehnsucht nach Stille 
und Frieden klingt uns aus einem anderen Briefe an Vasari, vom 
18. September 1556, entgegen, der von einer Reise spricht, welche 
der greise Meister beim Anrücken des spanischen Heeres auf Rom in 
die Gebirge von Spoleto gemacht. „Ich habe in diesen Tagen," so 
berichtet er, „mit grossen Beschwerden und Kosten, aber mit grossem 
Vergnügen die Einsiedler in den Bergen von Spoleto besucht, so dass 
ich nur mit halbem Herzen nach Rom heimgekehrt bin; denn wahrlich, 
nur in den Wäldern findet man Frieden." 
Und doch kehrte er wieder zum Bau von St. Peter zurück und 
harrte getreulich aus auf dem Posten, auf den ihn der Wille des Papstes 
und sein eigner Entschluss gestellt hatten, Inzwischen war der Bau 
soweit fortgeschritten, dass der hohe Tambour der Kuppel mit den 
Fenstern und Pilastern im Innern und dem itusseren Säulenkranze, 
und selbst das grosse Kranzgesims vollendet war, von welchem die 
Wölbung aufsteigen sollte. Da, nun durch verschiedene Hindernisse 
die weitere Ausführung sich in die Länge zog, so drangen Michelangelos 
Freunde darauf, dass er wenigstens ein Modell zur Kuppel anfertige, 
um Alles bis in's Kleinste genau festzustellen. Monate verstrichen, 
ehe der Meister sich entschied; dann aber legte er Hand an und führte 
ein Thonmodell aus, nach welchem in Jahresfrist das noch jetzt vor- 
handene grössere, trefflich in Holz ausgeführte Modell gearbeitet wurde. 
Mit Recht bewunderten der Papst und ganz Rom die schöne Form,
	        
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