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Buch.
Kapitel.
Blichelangelo
Buonarroti.
,Ufer liegenden Villa Farnesina zu verbinden. In die ersten Jahre
Pauls III. fällt sodann der nach Michelangelds Plänen durchgeführte
Umbau des Kapitels. Die schöne Anordnung des Platzes, dessen Mitte
so unvergleichlich Wirksam die Reiterstatue Marc-Aurel's einnimmt,
die Anlage der Rampe, die von der Stadt hinaufführt, der Seiten-
gebäude mit ihren Arkaden, dem Senatorenpalast mit der doppelten
Freitreppe und den antiken Kolossalgruppen von Nil und Tiber, bilden
ein unvergleichliches Ganze. Ebenso entwarf der Meister fünf ver-
schiedene Pläne für die Nationalkirche seiner Vaterstadt in Rom,
S. Giovanni de' Fiorentini; und als die Florentiner den reichsten zur
Ausführung wählten, brach er voll Freude in die Worte aus: Wenn
sie diesen ausführten, so würden weder Griechen noch Römer etwas
Aehnliches aufzuweisen haben; „Worte, setzt Vasari hinzu, wie sie
Michelangelo weder vorher noch nachher Wieder gesprochen, denn er
war sehr bescheiden." Auch diese Entwürfe kamen zu seinem Kummer
nicht zur Ausführung. Zugleich wurde er von Florenz aus beständig
wegen der Treppenanlage der laurenzianischen Bibliothek angegangen;
die etwas Wunderliche Anordnung derselben geht auf seine Angaben
zurück. In Rom lieferte er nach Vasari's Zeugniss ebenfalls Zeichnungen
für die unter Julius III. ausgeführte Villa Giulia; endlich ist die Porta
Pia eins seiner letzten Werke, das freilich willkürliche Abänderungen
zu erleiden hatte und desshalb in Anlage und Formbildung nicht günstig
wirkt (1561). Auch das letzte plastische Werk seiner I-Iand, die un-
vollendete Marmorgruppe der Kreuzabnahme, die er für sein eignes
Grabmal bestimmte, jetzt im Dom zu Florenz unter der Kuppel auf-
gestellt, ist wenig erfreulich, da sie gar zu erzwungen und gewaltsam
wirkt.
Dagegen begleitet der höchste Ruhm die Arbeiten, mit welchen
Michelangelo den Bau von St. Peter, dieses Schmerzensdenkmal der
Renaissance, zur Vollendung führte. Als 1546 der zweiundsiebzig-
jährige Meister das Werk übernahm, war durch den häufigen Wechsel
der Architekten und ihre sich durchkreuzenden Pläne eine Verwirrung
in die Angelegenheit gekommen, von welcher das überladene Modell
San Gallo's noch jetzt Zeugniss giebt. Nur eine Heldenkraft und eine
künstlerische Einsicht von der Klarheit, wie sie Michelangelo eigen
war, vermochte hier Ra.th zu schaffen. Wie unbeirrt von persön-
lichen Stimmungen er war, bewies er am schönsten dadurch, dass
er zu dem Plan seines alten W idersachers Bramante zurückkehrte,
dessen Idee er die allein richtige nannte. Dies war der Gedanke eines