Mediceergräber.
Sixtina.
Jüngstes
Gericht.
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aus, der über das Ganze, namentlich über die Statue der Nacht aus-
gegossen ist. Giovanni Strozzi hatte das Bildwerk besungen; "Die
Nacht, die du so süss hier schlafen siehst, ward aus dem Stein durch
einen Engel (angelo) ausgemeisselt; und weil sie schlummert, lebt sie.
Zweifelst du, so wecke sie und reden wird siefi Darauf lässt Michel-
angelo die Nacht antworten: „Lieb ist der Schlaf mir, lieber noch
dass ich von Stein, derweil Unglück und Schande Währen. Nichts
seh'n, nichts hören ist mein einzig Glück; drum wecke mich nicht
auf, 0 rede leise." Hastig vollendete er die Statuen der Kapelle,
darunter auch jene sitzende Madonna mit dem Kinde, die denselben
Eindruck düstrer Sohwermuth macht. So sehr brannte ihm der Boden
von Florenz unter den Füssen, dass er auch dieses Werk in einigen
Theilen unvollendet liess, um nur fort zu kommen. Seine Freunde
fürchteten damals für das Leben des von Kummer und Arbeit aufge-
riebenen Meisters, ja selbst Clemens VII. trug ihm in einem Breve
vom 21. November 1531 auf, für seine Gesundheit zu sorgen, die dem
Papste so sehr am Herzen liege. Er ging nach Rom und keine Bitten
und Vorstellungen, keine ehrenvollen Einladungen und Anträge des
Herzogs Cosimo vermochten ihn zu bestimmen, jemals in seine Vater-
stadt zurückzukehren. Sein Schmerz über die Heimath, die ihm fortan
Fremde sein sollte, spricht sich bitter in den Sonetten an Dante aus:
„Du Stadt des Undanks! Amme, welche nähret
Die eig'ne Schmach! Dass man die Besten endlich
Am schlimmsten kränkt, das ist des Wahnsinns Zeichenf
In Rom hatte Clemens VII. eine neue grosse Aufgabe für ihn:
er sollte an der Altarwand der sixtinischen Kapelle das Jüngste Ge-
richt, an der Eingangsseite den Fall Lucifers malen. Lange Zeit
sträubte sich Michelangelo unter dem gewichtigen Grunde, endlich das
Grabmal Julius II. zum Abschluss bringen zu müssen. Als dann am
25. September 1534 der Papst starb, nahm sein Nachfolger Paul III.
den Gedanken "auf und Wusste trotz alles Widerstrebens den Meister
endlich" zu bestimmen, Hand an's Werk zu legen. Michelangelo be-
endete zuerst jedoch das Grabmal, welches freilich weit abweichend
von seinen ursprünglichen grossartigen Planen in der verkümmerten
Form zu Stande kam, wie wir es jetzt sehen. Von eigenhändigen
Arbeiten lieferte er dazu den Moses, sowie die kleineren Figuren der
Rahel und Lea; alles Uebrige liess e1' auf eigne Kosten durch andre
Bildhauer arbeiten. Er begrub damit die_ liochfliegenden Gedanken