Buch.
Kapitel.
Michelangelo Buonarroti.
Grestalten als Personifikationen der durch den Papst eroberten Pro-
vinzen und der durch seinen Tod in Trauer versunkenen Künste
schmücken. Von diesen sind zwei herrliche, nackte Statuen Gefesselter
in das Museum des Louvre gelangt.
Das Grabmal 8011116 die Tragödie seines Lebens werden und
vierzig Jahre lang sein Dasein mit Kummer und Sorgen vergiften.
Denn während Michelangelo voll froher Zuversicht in Carrara thätig
War, scheint Bramante aus Eifersucht gegen ihn beim Papst intriguirt
zu haben, und wenn Michelangelo mit unfreundlichen: Neid sich der
Grösse Lionardds entgegen gestellt hatte, so sollte ihn hier eine harte
Vergeltung treffen. Bramante, so berichtet Condivi, Michelangelds
Schüler und Biograph, wusste den Papst gegen die Idee des Grabmals
einzunehmen, die er ihm als eine unheilverkündende schilderte. Ju-
lius II., in leidenschaftlicher Erregbarkeit dem Künstler verwandt, war,
als dieser nach Rom zurückkehrte, plötzlich wie umgewandelt, ja ge-
radezu unnahbar für ihn geworden. Als die zweite Marmorsendung
eintraf, vermochte Michelangelo das Geld für die Bezahlung nicht zu
erhalten, und sah sich genöthigt, eine Summe dafür aufzunehmen. Als
er endlich Auskunft zu erhalten, sich in den Vatikan begab und dort
durch die Diener zurückgewiesen wurde, war das Maass seiner Geduld
erschöpft. Zornig nach Hause stürmend, befiehlt er seinen Dienern
seine Habseligkeiten zu verkaufen und ihm nach Florenz zu folgen,
wirft sich auf's Pferd und jagt davon, bis er das florentiner Gebiet
erreicht. Vergeblich suchten die schleimig ihm nachgesandten Boten
des Papstes ihn zur Rückkehr zu bewegen, vergeblich drohte Julius II.
mit seiner Ungnade. Michelangelo erklärte sich nach solcher Behand-
lung aller Verpflichtungen ledig und setzte seine Reise nach Florenz
fort. Während die Kunst und die Literatur in Italien immer höfischer
wurden, war Michelangelo der letzte Vertreter jenes unabhängigen
republikanischen Manuesmuthes, der die florentinische Kunst gross
gemacht hatte.
In der Heimath angekommen, war er weit entfernt, das Scheitern
seiner Lieblingshoffnungen thatlos zu betrauern. Er nahm die Zuflucht
zur Arbeit und begann wieder am Karton zu zeichnen. Da indess der
Papst durch wiederholte Zuschriften an die Signoria seine Auslieferung
verlangte, vermochte Soderini einem so gewaltthätigen Fürsten wie
Julius II. nicht länger zu widerstehen; um aber Michelangelo sicher
zustellen, schickte er ihn als ordentlichen Gesandten der Republik
mit warmen Empfehlungen an seine Heiligkeit. „Wir können ver-