Kapitel.
Epoche.
Byzantinisch-Romanische
Abt Desiderius, erzählt. Als dieser 1066 den Bau beginnen wollte,
kaufte er dafür Säulen, Basen, ornamentirte Friese und Gebalke sowie
farbige Marmorplatten in Rom, dessen antike Denkmäler also auch
für die Ümgegelld gleichsam als Steinbruch dienten. Kurz vorher
hatte er in Amalii die Bronzethüren des Doms gesehen, die ihm so wohl
geiielen, dass er nach Constantinopel sandte, um ähnliche für seine
Kirche zu bestellen. Charakteristisch ist es nun, dass er seine Bauleute
nicht aus Rom, sondern aus Amalfi und der Lombardei bezog, und
dass er für die Ausschmückung der Kirche mit Mosaiken und mit farbig
eingelegten Marmorfussböden wiederum Künstler von Byzanz kommen
liess. Durch diese habe er dann, so meldet der Chronist, die Jüng-
linge des Klosters in beiden Künsten unterweisen lassen, damit Italien,
WO die Üebung derselben seit langer Zeit (der Chronist sagt mit
starker Üebertreibung seit 500 Jahren) erloschen sei, ihrer nicht ferner
entrathe. Die solchergestalt hergestellten Mosaiken wurden dann ein
Gegenstand staunender Bewunderung bei den Zeitgenossen, welche
rühmend hervorheben, dass man Alles frisch und grünend, die Thiere
wie lebendig, die Blumen in der bunten Mannigfaltigkeit des Frühlings
erblicke.
Halten wir Umschau unter den Werken der Malerei dieser Epoche,
so findet sich wohl mancherlei von vereinzelten Leistungen, aber die-
selben gewähren kein Bild einer stetigen, zusammenhängenden und
fortschreitenden Thätigkeit. Die Mosaiken verrathen zumeist die Hand
herbeigerufener griechischer Künstler, oder doch byzantinischen Einfluss.
Es ist als ob nachgrade man in der ewigen Wiederholung dieser steifen
Repräsentationsbilder erlahmt wäre. Die schlichtere Kunst der Wand-
malerei dagegen wird zwar an den verschiedensten Orten gepflegt und
scheint sich der byzantinischen Einwirkungen mehr entschlagen zu haben.
Sie fällt dadurch freilich noch mehr der Rohheit anheim, und imitirt
sogar die technische Gebundenheit der musivischen Kunst in den harten
Umrissen und dem Mangel an Verschmelzung der einzelnen Farben-
töne; aber sie bietet dafür gewisse Züge einer naiven Lebendigkeit.
Dieser Art sind manche von den Wandgemälden der Unterkirche von
S. Clemente, besonders die Geschichten der h. Cyrill und Methodius
und des h. Clemens, bei denen trotz aller Gebundenheit des Stils der
Fortschritt in's Legendarische, episch Erzählende nicht zu verkennen
ist. Andere Wandgemälde dieser Zeit bewahrt die Kirche des Bene-
diktinerklosters S. Elia bei Nepi. Die Apsis giebt wiederum nichts
Anderes als eine ziemlich rohe und geistlose Nachbildung des Mosaiks
Liibke, Italien. Malerei. I. 5