Kapitel.
Epoche.
Altchristliche
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Aber der geistige Gehalt ist dieser Entfaltung äusseren Prunks keines-
Wegs ebenbürtig, und mit dem Hang nach steifer Zierliehkeit contrastirt
in peinlicher Weise die Vorliebe für grelle Ausmalung roher Marterscenen.
(Fig 23) Dagegen fehlt es aber auch nicht an Bildern, Welche noch
von einem Nachklang antiker Anmutll und Lebendigkeit erfüllt sind,
wie z. B. die liebenswürdige Darstellung der Geburt Maria. (Fig. 24.)
Die weiteren Schicksale der byzantinischen Miniaturmalerei zu verfolgen
haben wir hier keinen Anlass. Dagegen möge ein andres Werk der
zeichnenden Kunst noch Erwähnung ßnden, welches innerhalb der
byzantinischen Praxis ein letztes Aufleuchten altßhrißtlicher Würde und
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Fig. 24.
Mariä Geburt.
Aus dem Menologium der Vaticana.
antiker Anmuth bezeichnet. Es ist die sogenannte Kaiserdalmatica
in der Sakristei der Peterskirche zu Rom, ein prachtvolles Dia-
conengewand von Pilrpurseide mit reichen Stickereien, auf der Vorder-
seite die Wiederkunft Christi, auf dem Rücken seine Himmelfahrt, auf
den Sehulterblättern die Austheilung des Abendmahls in beiderlei
Gestalt durch den Erlöser darstellend. (Fig. 25.) Feierliche Würde,
edler Fluss der Gewänder, ausdrucksvolle Bewegungen zeichnen diese
Compositionen aus, welche etwa dem 11. Jahrhundert anzugehören
scheinen. Am merkwürdigsten ist bei der Wiederkehr des Herrn die
ganz jugendliche Gestalt Christi, der mit dem bartlosen Jünglingsantlitz
an die edelsten Inspirationen der frühchristlichen Zeit erinnert.