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Buch.
Das
Mittelalter.
bei aller Rohhcit der Ausführung wieder von dem Streben nach höchster
Pracht. An der Querschiffwand sieht man in der Mitte in einem Me-
daillon das Lamm mit dem Kreuz auf dem Altare liegend, daneben
die sieben Leuchter, vier anbetende Engel und die Evangelistenzeichen,
darunter in drei Reihen geordnet die vierundzwanzig Aeltesten, sehr
steif und monoton, dies Alles auf Goldgrund. Eigenthümlicher sind die
Darstellungen des vorderen Triumphbogens. Oben zeigt sich auf blauem
Grunde das himmlische Jerusalem, darin Christus mit Heiligen und
Engeln in weissen Gewändern und goldnen Kronen thront, während
die Pforten vonEngeln bewacht werden. Andre Engel führen beider-
seits Schaaren von Gläubigen zur Seligkeit heran. In der unteren
Abtheilung sieht man auf Goldgrund weitere Chöre von Auserwählten
mit Palmzweigen in den Händen. Noch prachtvoller ist die Ausstat-
tung der im rechten Seitenschiff angebrachten Cappella Colonna, die
angeblich die Geisselungssäule Christi bewahrt. Der kleine Bau ist
von aussen und innen ganz mit Mosaiken auf Goldgrund bekleidet.
Besonders ansprechend ist das uns schon von Ravenna her bekannte
Motiv der vier Engel in den Ecken des Kreuzgewölbes, welche das
im Scheitel des Bogens angebrachte Medaillen mit dem Brustbilde
Christi empor halten. Die wunderbare Pracht dieser Kapelle hat ihr
im Munde des Volkes den Namen des Paradiesgärtleins (Orte del
paradiso) verschafft.
Der zweite dieser musivischen Cyclen befindet sich in Sta. Ce-
eilia in Trastevere. Auch hier ist das Hauptbild von S. Cosma e
Damiano einfach wiederholt, aber über dem Bogenfelde erscheint dies-
mal bereits die Madonna mit dem Kinde, von Engeln und fünf ge-
krönten Frauen verehrt. Vollends in dem dritten dieser Cyclen in
Sta. Maria in domnica oder der Navicella muss Christus völlig
den Platz an die Madonna abtreten, die hier in kolossaler Grösse mitten
in der Apsis thront, von Engelschaaren verehrt, zu ihren Füssen knieend
die winzige Figur des päpstlichen Stifters. Christus dagegen muss sich
gefallen lassen, am Fries in kleinem Maassstab zwischen zwei Engeln
und den Aposteln Platz zu nehmen. Noch prägnanter wird die Ten-
denz dieser Darstellung durch die beiden Propheten zu den Seiten der
Nische, welche auf die Jungfrau bedeutsam hinweisen. Die äusserste
Stufe des Verfalles zeigt dann das Mosaik in der Apsis von San
Marco, unter Gregor IV. (827-844) gestiftet. Hier ist zwar eben-
falls im Wesentlichen eine Nachbildung von S, Cosma e Damiano,
aber der letzte Rest von Lebensgefühl ist_soweit geschwunden, dass