Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

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Buch. 
Mittelalter. 
Das 
Bischöfe, die sich immer entschiedener in die Rolle der Stellvertreter 
Gottes einlebten. So sieht man es am Triumphbogen der Basilika 
S. Lorenzo aus dem Ende des 6. Jahrhunderts, so in der Apsis von 
S. Teodoro, so auch in einer der Nischen von Sta. Costanza, deren 
Darstellungen wohl ohne Zweifel in diese Zeit zu setzen sind. Wie 
viel idealer erscheint Christus in den Mosaiken von S. Cosma e Da- 
miano, wo er in den Wolken schwebt, recht eigentlich im Sinne des 
erhabenen Wortes: Mein Reich ist nicht von dieser Welt; womit 
freilich die mittelalterliche Kirche Roms nichts anzufangen wusste. 
Auch Das macht sich als Umschwung der Anschauung und als Üeber- 
gang zur späteren Marienverehrung bemerklich, dass immer häufiger 
an die Stelle Christi das Bild der Madonna tritt. Wie die Kirche 
überhaupt die Bedeutung der Malerei auffasste, geht aus dem oft 
citirten Worte Gregofs des Grosscn hervor, der den Bischof von 
Marseille tadelte, dass er einige Heiligenbilder aus Furcht vor Götzen- 
dienerei hatte zerstören lassen: Man solle, so sagt er, die Bilder nicht 
anbeten, wohl aber aus ihnen was anzubeten sei lernen, denn die Ma- 
lerei an den Wänden sei ein Buch für diejenigen, welche nicht lesen 
könnten. Auch schickte er einem Kleriker auf dessen Bitte um Heiligen- 
bilder die Bildnisse Christi und der Madonna sowie der Apostelfürsten. 
Im Atrium seines eignen Klosters liess er sein eignes Porträt und die- 
jenigen seiner Eltern in Fresko malen, was wiederum auf das gesteigerte 
Selbstgefühl der römischen Hierarchie deutet. 
Zu den besseren Werken der Zeit gehört das unter Honorius I. 
(625-638) ausgeführte Mosaik in der Apsis von S. Agnese, welches 
die anmuthige Gestalt der Heiligen zwischen dem päpstlichen Stifter 
und dem h. Petrus enthält. Auch die Nische des Oratoriums S. Ve- 
nanzio beim Baptisterium des Lateran erhielt noch vor der Mitte des 
Jahrhunderts unter den Päpsten Johann IV. und Theodorus ihr Mosaik- 
bild, wo Christus noch einmal nach alter Anschauung zwischen zwei 
Engeln auf Wolken schwebt und von der h. Jungfrau mit aufgehobenen 
Händen nach der Sitte des frühesten Christenthums verehrt wird. Die 
Heiligengestalten des Triumphbogens dagegen verrathen die ceremo- 
nielle Steifheit des Byzantinismus. 
Interessanter, auch dem Inhalte nach, ist das Mosaik von S. Nereo 
ed Achilleo, einer Stiftung des kunstliebenden Leo III. (795-816). 
Die kleine Kirche ist später umgebaut worden, enthält aber eins der 
interessantesten und vollständigsten Beispiele einer altchristlichen Chor- 
ausstattung. Am Triumphbogen erscheint in der Mitte Christus in dem
	        
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