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Buch.
Mittelalter.
Das
Nachbeten der byzantinischen Formen giebt sich fortan zu erkennen.
Ünd damit hängt denn das letzte Ausklingen der Antike innig zu-'
sammen. Noch im 6. Jahrhundert wurde im Forum Trajans der Virgil
öffentlich vorgelesen, und gelegentlich machte sich die Nachwirkung
antiker Anschauung stark genug geltend. So trug der Subdiakonus
Arator (544) in S. Pietro ad Vincula sein Gedicht auf die Apostel-
fürsten vor, in welchem der Olymp die Stelle des christlichen Himmels
einnimmt, Gottvater als Jupiter Tonans auftritt. Ebenso mischt noch
der heilige Columban in seinem Gedicht an Fedolius Christus mit Pyg-
malion, Danae, Hektor und Achill. Aber Gregor der Grosse (590 bis
604), der Begründer der päpstlichen Macht, verbietet den Geistlichen
die Lektüre der alten Klassiker und versetzt damit den letzten Ein-
iiüssen des Alterthums den Todesstoss. So bringt denn der Ausgang
des G. Jahrhunderts den völligen Zusammensturz der antiken Welt mit
ihrer Killtur, und das barbarische Latein in den Briefen Papst Ste-
phans H. an Pipin bezeugt deutlich genug diesen Verfall.
Unddoch war dieser Auflösungsprozess ein nothwendiger, wenn
endlich Raum. für neue Gestaltungen gewonnen werden, wenn das
Christenthum zu einem selbsteigenen Ausdruck seiner neuen Gedanken,
seines völlig umgeformten Lebensinhalts gelangen sollte. Und für
diese Wandlungen Waren die Zustande Roms geradezu providentiell
angelegt. Denn in den Erschütterungen, unter Welchen die Macht der
Gothen zusammenbrach und die Herrschaft der Longobarden Italien
unterjochte, ward Rom durch die Verwaltung einsichtsvoller und ener-
gischer Päpste, vor Allem Gregors des Grossen, zu einem neuen
Mittelpunkte der Kultur, zu einem Hort des Friedens. Leise und
unvermerkt wuchs Ansehen und Einliuss des päpstlichen Hofes, der
in den WVirren und Kriegshandeln der Zeit bereits von den mächtigsten
Höfen als ebenbürtige politische Macht anerkannt wurde. Als nun
vollends auch nach aussen dieser päpstliche Einfluss immer mehr wuchs,
als nicht bloss die Franken (seit 496) und ein Jahrhundert später die
Angelsachsen (597) der römischen Kirche gewonnen wurden, als es
gelang, die Westgothen in Spanien vom Arianismus zur katholischen
Lehre herüber zu ziehen (586), und endlich sogar "die wilden Longo-
barden durch ihre katholische Königin Theodolinde allmählich sich der
römischen Kirche fügten, da strömten den Päpsten durch die ver-
mehrten Einkünfte, die Gaben der Pilger, die sich immer mehr haufen-
den frommen Stiftungen reichliche Mittel zu, den Glanz ihrer Kirche
vor allen Völkern zu erhöhen. Eine neue Bauthätigkeit geht mit dem