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Buch.
Nlittelalter.
Das
standen Sein, welches am mittleren Gewölbe zwischen den reichen
Stuckdekorationen des sechzehnten Jahrhunderts erhalten ist. Es kehrt
noch einmal zur reinen symbolischen Auffassung zurück und giebt in
der Mitte das Lamm unter schönen Blumenranken, dazwischen Tauben
und Pfauen auf Goldgrund.
Damit schliesst die Reihe der Mosaiken des fünften Jahrhunderts.
Die ewige Stadt erliegtihrem Verhängniss. Im Jahre 472 erlebt sie
eine neue Eroberung und Plünderung durch Ricimer und vier Jahre
darauf macht Odoaker dem weströmischen Reich ein Ende. Nach all
diesen Katastrophen muss man sich mit Recht wundern, in der ersten
Hälfte des sechsten Jahrhunderts noch ein so bedeutendes Werk wie
das grossartige Mosaik in der kleinen Kirche S. Cosma e Damiano
am Forum zu finden. (Fig. 12.) Unter Papst Felix IV. (bis 530) aus-
geführt, bewahrt die Kirche von ihrer ursprünglichen Ausstattung noch
ziemlich unversehrt die Mosaiken der Apsis und des Triumphbogens.
In der Apsis sieht man auf blauem Grunde die feierliche Gestalt Christi,
auf buntfarbigcn goldgeränderten Wolken stehend, noch ganz in antiker
Auffassung. Ueber die linke Hand, welche die Schriftrolle hält, ist
der Mantel empor gezogen und fällt in langen Falten herab, während
die Rechte in imponirender Gebärde nach Art römischer Rednerstatuen
ausgestreckt ist. Auf jeder Seite sind beträchtlich tiefer drei Männer-
gcstalten in freier und lebendiger Bewegung angebracht, dominirend
überragt von der Gestalt Christi. Zunächst zwei mächtige Greise in
weisser Toga, Petrus und Paulus, welche die Heiligen Cosmas und
Damianus, die mit Kronen in den Händen nahen, zum Heiland heran
zu führen scheinen, indem sie mit der Hand sie an der Schulter fassen.
Hinter ihnen folgt einerseits der h. Theodorus in reich gewirktem
byzantinischem Mantel, ebenfalls eine Krone in Händen tragend, andrer-
seits der Stifter Papst Felix mit dem Modell der Kirche. Eine Palme
bildet jederseits die Einfassung. Das Erdreich ist durch kleine Blumen
und Steine bezeichnet und zeigt zu Christi Füssen den Jordan. Dar-
unter schliesst ein Fries mit dem Lamm inmitten der zwölf andern
Lämmer die Darstellung ab, begrenzt von zwei Städten, Bethlehem
'und Jerusalem. Christus und das ihn symbolisirende Lamm haben
allein die Auszeichnung des Nimbus. Die ganze Darstellung athmet
in Gewändern, Bewegungen, Charakteren noch den Geist der -Antike;
nur das bunte Gewand des h. Theodorus und die Vorliebe für greisen-
hafte faltenreiche Köpfe deuten auf byzantinischen Einfluss. Doch steht
der Ausdruck Christi hoch über dem Brustbild des Erlösers in S. Paolo.