Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

Kapitel. 
Die Malerei in Unteritalien. 
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die Altartafel in S. Antonio Abate zu Neapel gemalt hat und ohne 
Zweifel ein Florentiner und zwar ein Nachzügler Gi0tto's War; so jener 
Petrus Domenici aus Montepulciano, der sich auf einem Madonnenbilde 
von 1420 in der Kirche von Camaldoli nennt; so um dieselbe Zeit 
ein Leonardus de Bisuccio aus Mailand, der in S. Giovanni a Garbo- 
nara ausgedehnte Arbeiten ausgeführt hat; so ferner Franziskus aus 
Arezzo, der in S. Pietro in Galatina 1435 die Kirche der h. Katharina 
mit Fresken schmückte; endlich sogar ein Franzose Johannes de Francia, 
der 1432 ein Altarbild im Dome zu Trani gemalt hat. Alle diese 
Werke sind indess noch in dem absterbenden Stil Giotto's ausgeführt 
und beweisen nicht bloss die starke Betheiligung von Ausländern, son- 
dern auch den Mangel einer neuen Auffassung. 
Inzwischen war unter der glänzenden Regierung des Königs 
Alfonso (1442-145S) der Geist des Humanismus mit seiner Bewunde- 
rung des classischen Alterthums in Neapel eingedrungen. Wir haben 
diesen König als einen begeisterten Förderer der humanistischen Stu- 
dien kennen gelernt; die glänzenden unter ihm ausgeführten Bauten 
wurden indess von lombardischen und toskanischen Meistern errichtet, 
so der Triumphbogen 1443 von dem Mailänder Pietro di Martino, und 
noch später unter Alfonsds Sohn Ferrante I. die Porta Capuana 1484 
von Giuliano da Majano. So bürgerte sich der neue Stil hier wiederum 
durch fremde Künstler ein. Vergebens haben die Localforscher in 
übel verstandenem Patriotismus eine einheimische Schule der Renais- 
sance und sogar die Priorität derselben nachzuweisen versucht: die 
Quelle des neuen Lebens blieb auch für Neapel das geistesüische 
Florenz. Aehnliches gilt auch von der Malerei, ja hier in noch höherem 
Grade als bei der Architektur und Plastik, denn vielfspäter als bei 
diesen lassen sich die ersten Spuren eines neuen Lebens bei ihr ent- 
decken. 
Zuerst scheint diesen Gegenden die Kunde einer neuen natura- 
listischen Kunst durch den Handelsverkehr mit Flandern gekommen zu 
sein, und flandrische Werkewaren es ohne Zweifel, welche den Nea- 
politanern den Blick für eine neue Entwickelung öffneten. Noch jetzt 
finden wir dort mehrfach Werke, welche offenbar Handrischen Ür- 
sprungs sind, am bedeutendsten unter ihnen der aus S. Lorenzo stam-_ 
mende h. Hieronymus, der seinem Löwen den Dorn aus der Tatze 
zieht, im Museum zu Neapel, zwar nicht wie man gern wollte ein 
Werk des Hubert van Eyck, wohl aber eine tüchtige Arbeit aus der 
ßandl-ischen Schule. Voll energischer Charakteristik und von jener
	        
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