Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

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Buch. 
Frührenaissance. 
Werkstatt jenes Meisters sich der Auffassung desselben nach Kräften 
angeschlossen und ihn bei Ausführung seiner zahlreichen Aufträge 
unterstützt. Als Schüler Bellini's bezeichnet er sich wieder auf einem 
kleinen Bildchen der thronenden Madonna mit S. Sebastian und An- 
tonius vom Jahr 1506 in der Galerie zu Bergamo, welches schöne 
Färbung, aber etwas bäuerliche Typen zeigt. lVom Jahr 1512 besitzt 
die Brera zu Mailand ein Bild des betenden Christus in Gethsemane, 
ein grosses Altarstück von 1515 sieht man in S. Spirito zu Bergam o. 
Es ist ein thronender Johannes d. T., von" vier einzelnen Heiligen um- 
geben, in der dem Bellini geläufigen Auffassung, grossartiger, kräftiger 
und feierlicher als gewöhnlich, namentlich der tief ernste Kopf des 
Johannes von bedeutendem Ausdruck, dabei eine schöne in hellem Ton 
durchgeführte Landschaft. Tüchtig ist auch in kraftvoller Färbung das 
Altarbild mit dem thronenden Sigismund in S. Sigismondo daselbst. 
Von 1524 besitzt der Dom einen thronenden Benedict zwischen zwei 
Heiligen, und die Sakristei von S. Alessandro ebendort einen Gekreu- 
zigten mit Maria und Johannes aus demselben Jahre. Ausser mehreren 
Bildern der dortigen Galerie nennen wir als eins seiner letzten Bilder 
das grosse Altarwerk in S. Spirito vom Jahr 1525, die thronende 
Madonna. zwischen vier weiblichen Heiligen darstellend, darüber den 
auferstehenden Christus, ebenfalls von vier Heiligen umgeben. Die 
Madonna erscheint trotz einer gewissen Befangenheit liebenswürdig 
mild, Christus selbst aber auffallend steif und hölzern, das Ganze ohne 
Zweifel ein Beweis sinkender Kraft. Im folgenden Jahre 1528 starb 
der Künstler zu Bergamo an der Pest. 
Ein noch näheres Verhältniss zu Giovanni Bellini scheint Pier 
Francesco Bissolo gehabt zu haben, angeblich aus Treviso gebürtig, 
aber in Venedig bei dem grossen Meister ausgebildet, dem er sich so 
sehr anschloss, dass er vielleicht mehr als irgend ein anderer der zahl- 
reichen Schüler den Stil desselben nachahmte und ihm bei seinen vielen 
Arbeiten zur Hand ging. Es ist kein Zweifel, dass manche von seinen 
Arbeiten unter dem Namen Bellini's Viele getäuscht haben mögen, und 
auf dieses Verhältniss scheint der Künstler, wie man nicht ohne Grund 
anzunehmen geneigt ist (Crowe und Cavalcaselle), selbst ein paar Mal 
scherzweise angespielt zu haben, da er sich namentlich auf einer Ma- 
donna mit vier Heiligen im Museum zu Berlin als "Petrus de ingannatis" 
bezeichnet, welches man wohl nicht anders als den "Petrus der Ge- 
täuschten" deuten kann. Denn dieses Bild, etwas unbedeutend in den 
Charakteren, weich und warm in der Färbung, zeigt jene dauere, fast
	        
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