Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

Kapitel. 
Die Schule 
Venedig. 
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piindung, reizende Bewegung und feinen Farbenton ausgezeichnet, 
besitzt die Nationalgalerie zu London. Der duftige silberne Ton mit 
klaren, perlgrauen Schatten deutet auf die reifste Zeit des Meisters. 
(Fig. 157.) Ebendort sieht man ein ähnliches Bild, Welches durch 
tiefes glühendes Kolorit und kräftige aber etwas scharfe Modellirung 
sich als eine frühere Arbeit ausweist. (Eine Wiederholung desselben 
im Museum zu Berlin.) Auch die StädePsche Sammlung in Frank- 
furt besitzt ein einfaches Madonnenbild des Meisters von energischer 
Behandlung mit schwärzlichen Schatten im Fleisch, der Kopf der Ma- 
donna etwas verzeichnet, offenbar eins seiner früheren Werke. Ein 
Würdevoll ernster Christus mit der feierlichen Geberde des Segnens, 
in der Galerie zu Dresden, ist eine in den Stil Cimafs übersetzte 
Inspiration Bellinfs. Erwähnen wir noch aus der späteren Zeit des 
Künstlers den Erzengel Raphael mit dem jungen Tobias zwischen zwei 
Heiligen in der Badia zu Venedig, ein anmuthiges Altarbild mit der 
Anbetung des neugeborenen Christuskindes im Carmine daselbst und 
ein Altarbild mit der Darstellung des ilngläubigen Thomas in der 
Akademie, aus der Scuola de' Muratori, so haben wir die wichtigsten 
Arbeiten des fleissigen Künstlers berührt. Wann Cima gestorben ist," 
wissen wir nicht; das Jahr 1508 ist das letzte Datum, das wir von 
ihm auf Bildern kennen. 
Weniger hervorragend ist Vincenzo di Biagio, Catena genannt, 
von Geburt aus Treviso, ein Künstler von massiger Begabung, der 
aber deutlich erkennen lässt, wie selbst Talente zweiten Ranges in 
einer schöpferischen Zeit und in der Umgebung hervorragender Künstler 
sich dennoch durch Fleiss und Sorgfalt zu einer gewissen Bedeutung 
aufzuschwingen vermögen. Dass er in Venedig unter Bellini seine 
Ausbildung erlangt hat, und dass namentlich auch Cima auf ihn ein- 
Wirkte, ist unverkennbar. Schon 1495 wird er im Saal des Grossen 
Rathes beschäftigt, ist daneben aber besonders mit Aufträgen für 
Altarbilder betraut worden, in denen er die Compositionsweise, die 
Typen und selbst die technische Behandlung Giovanni Bellinfs nach- 
ahmt, im Ganzen aber sowohl in der Kraft der Färbung, als in der 
Lebendigkeit der Charakteristik beträchtlich hinter jenem Meister 
zurückbleibt. Meistens erkennt man seine Arbeiten an einer gewissen 
Stumpfheit der Formen und einem bleichen etwas Hauen Kolorit. Eins 
seiner früheren und tüchtigeren Bilder ist das Votivgcmälde des Dogen 
Lionardo Loredan in der Kapelle des Dogenpalastes, wo er sich 
dem Bellini möglichst treu anschliesst. Recht tüchtig ist auch eine
	        
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