Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

Kapitel. 
Schule 
Die 
von Venedig. 
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Den Einfluss Bellini's verräth wieder das grosse Altarbild des 
Museums zu Berlin, welches unter einem von Goldmosaiken strah- 
lenden Kuppelbaldachin die Madonna mit dem Kinde thronend dar- 
stellt, von vier Heiligen umgeben; von tief leuchtendem Farbenton, 
der nur in den Schatten des Fleisches durch ein schweres Schwarz, 
wohl in Folge von Verletzungen, beeinträchtigt wird. Von scharfer, 
kräftiger Behandlung ist ebendort eine kleinere, etwas frühere Madonna 
mit einem knieenden Donator, ebenfalls dem Bellini verwandt, während 
in derselben Sammlung der h. Marcus, der auf dem Marktplatz von 
Alexandrien die mit der Ahle durchstochene Hand des Schusters Anianus 
heilt, ein Genrebild in der Weise des Carpaccio ist. Ein treffliches 
Bild der Madonna mit zwei Heiligen in miniaturhaft ausgeführter 
Landschaft sieht man im Belvedere zu Wien, durch den energischen 
feurigen Ton und die fast metallene Schärfe der Behandlung ausge- 
zeichnet. Ein bedeutendes Werk ist sodann in der Brera zu Mailand 
der thronende Petrus in prachtvoller päpstlicher Tiara und Dalmatica, 
neben ihm Johannes d. T. und Paulus, an der Stufe des Thrones ein 
musizirender Engel. Das aus einer Kirche zu Conegliano stammende 
Bild gehört durch den mächtigen Ernst der Auffassung zu den tüchtig- 
sten Schöpfungen des Meisters. Genau dieselbe Anordnung zeigt eben- 
dort das grosse Altarwerk des thronenden Petrus Martyr aus der Kirche 
Corpus Domini in Venedig, durch scharfe fast herbe Formbezeiclmung 
und würdevollen Ernst hervorragend. Die übrigen Bilder derselben 
Sammlung, welche man dem Meister zuschreibt, tragen mit Unrecht 
seinen Namen. Dagegen besitzt die Sammlung des Louvre ein 
treffliches Bild der thronenden Madonna mit Johannes d. T. und Mag- 
dalena. Besonders die anmuthige Haltung der Mutter und das über- 
aus liebliche Kind, das nackt auf ihrem Schoosse liegt und neugierig 
den in Devotion sich vorbeugenden Täufer betrachtet, während es mit 
den Händchen nach Kinderart den kleinen Finger an der Linken der 
Mutter ergreift, zeugt von dem Streben Cima's, die feierliche Anord- 
nung der grossen Altartafeln zu verlassen und eine idyllisch gemüth- 
liche Scene zu geben. Auch der Ausdruck der beiden Heiligen, beson- 
ders der Magdalena, ist voll Innigkeit. In der Durchführung zeigt 
sich noch eine gewisse Schärfe, und in den Gewändern bemerkt man 
etwas von dem knittrigen Wesen, Welches die damaligen Venezianer 
durch Berührung mit der deutschen Kunst nicht selten annahmem 
Von grossem Zauber ist die kräftig und frisch gemalte, reich com- 
ponirte Landschaft des Hintergrundes. Dieses Bild gehört zu einer
	        
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