Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

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Buch. 
Frührenaissance. 
und im technischen Verfahren näheren Anschluss an Giovanni Bellini. 
Vielleicht noch mehr gilt dies von dem prächtigen Altarbild in der- 
selben Sammlung, welches die thronende Madonna, umgeben von sechs 
Heiligen, darstellt. Hier ist die Madonna mit dem auf ihrem Schoosse 
stehenden Christuskinde eine unmittelbare Inspiration Bellinfs, und die 
gesammte Anordnung, die beiden an der Stufe des Thrones musizi- 
renden Engel, der hohe auf korinthischen Säulen ruhende Baldachin, 
die würdigen Gestalten der Heiligen, unter denen die edle mit tüch- 
tigem Verstandniss des Nackten durchgeführte Figur des Sebastian 
hervorleuchtet, das Alles erinnert an jenen Meister. Köstlioh im echten 
Geiste Cima's ist der landschaftliche Hintergrund, und wenn in der 
ganzen Anordnung eine gewisse steife Befangenheit, die in den Köpfen 
der weiblichen Heiligen an Francia erinnert, nicht zu leugnen ist, so 
entschädigt dafür der edle Ernst der Auffassung. Eine andere thro- 
nende Madonna mit Heiligen in derselben Sammlung ist besonders 
farbenpräohtig, in der Zeichnung und Anordnung aber ebenfalls noch 
etwas hart und steif. Ein Altarbild ebendort aus der Kirche der Ma- 
donna dell' Orto, welches Johannes d. T. in der Mitte von vier anderen 
Heiligen darstellt, zeigt verwandte Anordnung bei noch herber und 
gebundener Zeichnung und unentwickelter Technik und verräth sich 
dadurch als eins der früheren Werke. Noch vielfach hart und scharf 
in Zeichnung und Modellirung, steif in den Bewegungen, aber von 
tiefbräunlichem Farbenton und von bedeutsamer Charakteristik ist die 
Madonna mit dem Kinde zwischen dem h. Hieronymus und Magdalena 
in der Pinakothek zu München (Kab. Nr. 608), ein noch ziemlich 
frühes Bild. Eine der bedeutendsten Schöpfungen dagegen ist die 
thronende Madonna mit sechs Heiligen und zwei musizirenden Engeln 
im Dom zu Conegliano vom Jahr 1492, wiederum dem Giovanni 
Bellini in Auffassung und Behandlung nahe kommend. Zwei Jahre 
darauf (1494) entstand das Altarbild der Taufe Christi für S. Gio- 
vanni in Bragora zu Venedig,_ in der Composition und dem tief- 
glühenden Farbenton an Bellini's Bild in S. Corona zu Vicenza- 
erinnernd, wiederum durch eine herrliche Landschaft ausgezeichnet. 
In derselben Kirche sieht man sodann noch ein treffliches Altarwerk 
von 1502, das Kreuz Christi zwischen der heiligen Helena und Con- 
stantin darstellend, ebenfalls von tiefer Glut des Kolorits. Nicht 
minder werthvoll ist die Darstellung des unglaubigen Thomas, der 
zweifelnd die Hand in die Seitenwunde des Heilandes legt, 1504 aus- 
geführt, jetzt in der Nationalgalerie zu London.
	        
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