Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

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Buch, 
Die Frührenaissance. 
hat Mantegnals grossartige Tafel für S. Zeno in Verona auf ihn ein- 
gewirkt; aber durch vereinfachten und doch grossartigen Aufbau, durch 
den freien Zusammenklang würdevoller Gestalten, durch die vornehme 
Anmuth der Madonna, die Lieblichkeit des Christuskindes, die herzige 
Naivetät der an den Stufen des Thrones musizirenden Engel ist ein 
Ganzes erreicht, das in der vollendeten Schönheit eines aus mächtigen 
Kontrasten bestehenden, durch weiche Uebergänge vermittelten Farben- 
akkords seinen höchsten Ausdruck lindet. Zu den frühesten Werken 
dieser Art gehörte die grosse Altartafel von S. Giovanni e Paolo, leider 
durch den Brand von 1867 sammt Tizian's Petrus Martyr zu Grunde 
gegangen. Bald nach 1472 noch in der alten Temperatechnik aus- 
geführt, stellte es auf hohem Throne die Jungfrau mit dem auf ihrem 
Schoosse stehenden Kinde dar, zu beiden Seiten von Heiligengestalten 
umgeben, während an den Stufen drei liebliche Engelknaben Lobgesänge 
anstimmten. Es war ein Werk, in welchem die strenge Feierlichkeit 
kirchlicher Stimmung mit dem grossartigen Ernst künstlerischer Auf- 
fassung und naiver Ünbefangenheit herrlich zusammenklang. Von 
ähnlicher Bedeutung ist das aus S. Giobbe in die Sammlung der 
Akademie übergegangene Altarbild, welches wiederum die thronende 
Madonna, beiderseits von Franziskus, Hiob und Johannes d. T., Se- 
bastian, Dominicus und dem h. Ludwig umgeben darstellt. (Fig. 154.) 
In der Madonna und dem Kinde herrscht noch eine alterthümlich feier- 
liche Anordnung, etwas Ünnahbares, das durch den Sitz auf hohem 
Throne in der Apsis einer edlen Renaissancekirche noch verstärkt wird. 
Die einzelnen Heiligen, von denen nur der mit demuthvoller Bitte 
hinaufschauende Hiob in unmittelbare Verbindung mit der Madonna 
gesetzt ist, sind bedeutsam charakterisirt und malerisch frei angeordnet, 
Wobei die mit Verständniss behandelten nackten Gestalten die kolo- 
ristische Wirkung bedeutend erhöhen. Endlich schliessen die drei 
köstlichen musizirenden Engel den Akkord des Ganzen zu vollem Reich- 
thum ab. Das Bild ist noch dadurch wichtig, dass es nach alter 
Ueberlieferung das erste Hauptwerk war, mit welchem der Meister sich 
öffentlich in der neuen Technik der Oelrnalerei bewährte. Abermals 
die thronende Madonna mit Heiligen malte er 1488 für S. Pietro auf 
Murano. Es ist ein Votivbild, auf welchem der Doge Barbarigo, 
vom h. Marcus und seinem Schutzpatron Augustin empfohlen, vor der 
Madonna kniet: in edler Freiheit der Anordnung, in Gediegenheit der 
Behandlung trotz starker Restaurationen immer noch von hohem Werth. 
Vielleicht etwas früher ist die grosse Krönung der Madonna in S. Fran-
	        
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