Kapitel.
Epoche.
Altchristli ehe
und mit ihrem Mausoleum schmückte. Denn obwohl sie sich später
nach Rom begab und dort starb, wollte sie doch in ihrem geliebten
Ravenna begraben sein. Die Grabkapelle ist in Form eines lateinischen
Kreuzes gebaut, dessen Arme mit Tonnengewölben bedeckt sind,
während über der Durchsehneidung sich eine Kuppel in Form einer
sogenannten böhmischen Kappe erhebt. Sammtliche Gewölbflächen
sind mit Mosaiken auf dunkelblauem Grund, in welchem Goldernamente
eingewebt scheinen, geschmückt. In der Kuppel sind es goldne Sterne,
im östlichen und westlichen Kreuzarm prächtige Rosetten, in den beiden
andern Armen goldne Ranken von schöner Zeichnung. Die Farben-
pracht und ornamentale Wirkung übertrifft alle andern Werke dieser
Gattung. Dazu kommen figürliche Darstellungen einfach symbolischer
Art, über dem Eingang der gute Hirt, eine Idylle noch ganz im klas_
sischen Sinn der Katakombenkunst. (Fig. 9.) Gegenüber in der Lünette
des Chors Christus als bärtiger Mann in majestatiseher Haltung. Neben
ihm sieht man einen Bücherschrank, Welcher die Namen der Evan-
gelisten enthält, während auf einem Roste andre Bücher, wahrscheinlich
die Schriften der Arianer, verbrannt werden. Diese höchst eigenthüm-
liche, ja einzig dastehende Scene verdankt wahrscheinlich ihre Ent-
stehung dem Gegensatz gegen die damals weit verbreitete Sekte der
Arianer. An den Wänden des hoch aufragenden quadratischen Mittel-
raumes sind jedes Mal zwei Figuren von Heiligen in weissen Feierklei-
dern angeordnet, getrennt durch eine Schaale mit trinkenden Tauben.
Im Scheitel der Kuppel erscheint zwischen den Sinnbildern der Evan-
gelisten auf dunkelblauem Grunde das goldstrahlende Kreuz. Endlich
sieht man zwischen den Weinranken der Querarme, Wiederum als
Symbole der heilsdurstigen Seelen, Hirsche an der Quelle dargestellt.
Die feierliche Wirkung des Ganzen erhält durch das spärliche, durch
wenige kleine Fenster einfallende Licht etwas Mystisches Die mu-
sivische Kunst der altchristlichen Epoche ist hier auf einem kaum
übertroifenen Höhepunkte angelangt.
Von ähnlicher Art war ohne Zweifel auch die Ausstattung der
drei andern von dieser Fürstin in Ravenna gestifteten Basiliken,
S. Agata, S. F rancesco und S. Giovanni Evangelista. Leider sind nur
die alten-Marmorsäulen derselben erhalten, während die ursprüngliche
dekorative Ausstattung durch Umbauten vernichtet wurde. Dagegen
haben sich zu Mailand in der Kapelle S. Aquilino bei S. Lorenzo
Mosaiken erhalten, die man nach dem ebenfalls noch vorwiegend sym-
bolischen Gepräge ilngefähr in die gleiche Zeit setzen darf. Die Kapellp
Liibke, Italien. Malerei. I. 3