Volltext: Geschichte der Italienischen Malerei vom vierten bis ins sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1)

Kapitel, 
VIII. 
Schulen. 
Die lombardisch-piemontesischen 
507 
Von ähnlicher Art ist ebendort das Bruehstück eines Altares mit den 
Brustbildern von vier Heiligen. Auch die unter Nr, 47 mit der B6- 
Zeichnung nSchule von Vercelli" vorhandene Anbetung der Könige 
scheint nach dem holden Madonnentypus, den befangenen Bewegungen, 
den schwerfällig gezeichneten Händen, der durch reichliches Gold noch 
gehobenen Pracht des Kolorits ein Werk Defendentes Der landschaft- 
liche Grund mit Gebirgen und Ruinen ist noch unentwickelt. 
Verwandte Richtung und ähnliche Anlage zeigt ein andrer Künstler 
von Vercelli, Girolamo Giovenone, der ebenfalls Einflüsse Borgognont-ys 
erkennen lässt und vielfach an umbrische Auffassung in jener milden 
Weichheit erinnert, wie sie sich in den Werken Fr. Francia's kund 
gibt. Die Galerie zu Turin besitzt ein Altarbild, welches die Be- 
Zeichnung „Jher0nimi Juvenonis opiiicis 1514" trägt. (Fig.147.) Auf 
einfach edlem Renaissaneethron unter der Bogenhalle eines achteckigen 
Kuppelraumes, durch dessen Oeffnungen der Blick in eine schöne 
Gebirgslandschaft fallt, sieht man die Madonna sitzen, das auf ihrem 
Schoosse stehende Kind innig an sich drückend. Unten kniet, von 
S. Abbondio empfohlen, in stillem Gebet die Stifterin, gegenüber ihre 
beiden Kinder, liebe, unschuldsvolle Gesichtchen, welchen der h. An- 
tonius als Beschützer beigegeben ist. Das Bild hat ungemein hellen 
kühlen Fleischton, mit perlgrauen feinen Schatten; die rosig ange- 
hauchten Wangen und Augenlider gemahnen an Borgognone und 
Francia. Dagegen sind die Gewänder von tiefer Farbenpracht, mit 
leuchtendem Roth und gesättigtem Blau, so dass die Carnation noch 
zarter erscheint. Milde Innigkeit des Ausdrucks erfüllt die Köpfe, 
während das Nackte wiederum nur mangelhaft gezeichnet ist. Etwas 
später muss ein andres Altarbild derselben Sammlung sein, welches 
wieder die ßthronende Madonna, umgeben von vier Heiligen, darstellt. 
Der_ Künstler hat von den inzwischen vollzogenen Fortschritten der 
Malerei sich Manches zu eigen gemacht; er weiss namentlich die 
Hände besser zu zeichnen und ausdrucksvoller zu bewegen; auch die 
Haltung der Madonna und des die Mutter sanft umarmenden Kindes 
verräth höhere Freiheit. Die Farbe zeigt nicht mehr die volle Kraft, 
ist vielmehr etwas kühl; der lichtgraue Ton des Fleisches hat sogar 
etwas Flaues. Immerhin aber ist es ein liebenswürdiges Werk. Als 
das Meisterstück des Künstlers erscheint aber die Altartafel in der 
Akademie, mit der Geburt des Christkindes, das von Maria und 
Joseph verehrt wird, während sechs Heilige dabeistehen. Die Scene 
begiebt sich wieder in einem Kuppelraume, durch dessen Bogenöflhungen
	        
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