VIII.
Kapitel.
Schulen.
lornbardisch-luiernontesischen
Die
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Fresken in S. Ambrogio, links neben dem Chor im nördlichen Seiten-
schiif: der zwölfjährige Christus im Tempel lehrend, dann wieder bei
seinen Eltern, beide Scenen etwas eng und ungeschickt zusammen-
gebracht; gegenüber die thronende Madonna mit zwei Heiligen. Mit
diesen Werken stimmen die beiden schönen Bilder im Museum zu
Berlin, welche ebenfalls die thronende Maria darstellen. Das grössere,
mit dem Namen des Künstlers bezeichnet (Nr. 52), ist frischer, rosiger
in der Farbe, zart im Ausdruck, nicht ganz frei in der Bewegung,
namentlich bei der Madonna, die wie zum Gruss ihre Rechte ausstreckt,
während das Christuskind in herzigem Spiel die Geberde der Mutter
nachahmt. Daneben S. Ambrosius in Prachtgewändern und Johannes
der Täufer. Das kleinere Bild, die thronende Madonna mit dem Kinde,
von zwei Engeln verehrt, hat Wachsartig bleiches Fleisch und ist von
derselben süssen Holdseligkeit der Empfindung. Ein liebenswürdiges
Bild verwandten Charakters findet sich in der Gal. Raczynski eben-
dort. Wieder ist es die thronende Madonna, diesmal aber ohne Kind,
mit einem über Borgognone's sonstige Weise hinausgehenden, fast peru-
ginesken Ausdruck innigsten Flehens, welchen man auch auf dem treff-
lichen Altarbilde von 1508 in S. Spirito zu Bergamo antrilft. Es ist
nach alterthümlicher Sitte ein aus acht Theilen bestehendes Werk, dessen
Mitte die Himmelskönigin einnimmt, während S. Augustinus und der
wie auf dem Berliner Bilde etwas steifbeinige Johannes der Täufer
zu beiden Seiten stehen und die Apostel mit ziemlich befangenem
Ausdruck der Verehrung sich anreihen. Darüber die Halbüguren von
S. Hieronymus und Franziskus, im Bogenfeld endlich die Verkündigung
und in der Mitte der segnende Gottvater. Es ist eins der schönsten
Werke des Künstlers. Auch sonst muss Borgognone manches für
Bergamo ausgeführt haben, denn mehrere Bilder seiner besten Art
bewahrt die Sakristei von S. Bartolommeo sowie die städtische
Galerie, namentlich eine hübsche kleine Madonna und eine zierliche
Tafel mit der Darstellung, wie S. Ambrosius dem Kaiser Theodosius
den Eintritt in den'Tempel verwehrt. Einige anziehende Bilder,
darunter auch eine Madonna, sieht man beim Duca Scotti in Mailand,
eine schöne h. Katharina im Pal. Poldi daselbst; vor allem aber sind
aus seiner reifsten Zeit die herrlichen Decorationen in der Sakristei
von S. M. della Passione "zu erwähnen: grau in grau auf goldgelbem
Grund gemalte Ornamente in den Gewölbzwickeln, sodann in den
Bogenfeldern dazwischen Brustbilder von Heiligen; der Spiegel des
Gewölbes als gestirnter Himmel behandelt, das Ganze von grossem