VIII.
Kapitel.
Schulen.
lomhardisch-pfernontesischen
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Madonna mit dem Kinde in der Ambrosiana, eine stark übel-malte
Verkündigung im Pal. Borromco, und zwei Fresken in der Vorhalle
von S. Ambrogio dürfen ebenfalls auf Zenale zurückgeführt werden.
Letztere sind links und rechts vom Eingange grau in grau gemalt und
erzählen in figurenreicher Darstellung die Taufe und die Priesterweihe
des h. Augustinus durch Ambrosius. Es sind derbe, hart gezeißhngte
Gestalten, aber die Porträtköpfe des Gian Galeazzo und Filippo Blaria
Visconti, des Lodovico und Massimiliano Sforza trotz aller Herbheit
doch nicht ohne Leben. Oben ziehen sich hübsche Friese, Genien mit
Fruchtgewinden links, reichere architektonische Einfassung in braman-
tesken Formen rechts, auf blauem Grunde darüber hin. Das Datum
wird 1498 zu lesen sein.
Für die Würdigung Buttinonefs bildet das kleine Bildchen im
Palast der Isola bella den Ausgangspunkt, welches seinen Namen
„Bernardinus Betinonus de Trivilio" trägt. Es ist wieder eine thro-
nende Madonna mit dem Kinde, das sich zutraulich an die Schulter
der Mutter schmiegt, daneben Johannes der Täufer und die heilige
Justina sammt vier musizirenden Engeln. Crowe und Cavalcaselle
scheinen das Bildchen etwas zu ungünstig zu beurtheilen. Die Mangel
und Harten der Formbezeichnung sind gleich der prachtvollen Archi-
tektur auf paduanische Einflüsse zurückzuführen; auch das ersichtliche,
wenngleich nicht ganz gelungene Streben nach perspektivischer Ver-
kürzung deutet ebendahin. Nicht minder die Pracht der Ausstattung
und die miniaturartig scharfe Ausführung. Die Architektur des Thrones
mit den goldenen Friesen, Kapitälen, Medaillons, den köstlichen Porphyr-
säulen mit herabhangenden Perlenschnüren erinnert an die F ormen-
auffassung Mantegnafs. Das Kolorit ist in einem tiefbräunlichen warmen
Tone durchgeführt. Als ausgezeichneten Bildnissmaler lernt man den
Künstler in einem wohl mit Recht ihm zugeschriebenen männlichen
Porträt des Pal. Borromeo kennen, das durch die tiefe Kraft des
Kolorits und die energische Auffassung einem Antonello da Messina
nahe kommt. (Fig. 144.)
Auf dieser Grundlage ist nun das Hauptwerk der beiden Meister
im Dom S. Martino ihrer Vaterstadt Treviglio zu beurtheilen. Die
Kirche war ursprünglich eine stattliche gewölbte Basilika romanischen
Stils mit grossen quadratischen Kreuzgewölben im Mittelschiff und
der doppelten Anzahl kleinerer in den Seitenschiffen. An das weit-
ausladende Querhaus stösst ein Chor mit geräumigem Umgang nach
nordischer Weise. Die ganze Struktur ist in der Spätrenaissancezeit